Rheinische Post Opladen

30 Familien entkommen den Flammen

In der Nacht zu Montag brach im Dachgescho­ss eines Mehrfamili­enhauses Am Weidenbusc­h Feuer aus. Die Bewohner wurden evakuiert und dürfen bis auf Weiteres nicht ins Gebäude. Die Löscharbei­ten dauerten mehrere Stunden.

- VON CRISTINA SEGOVIA-BUENDÍA

QUETTINGEN Der Schock sitzt den Anwohnern der Siedlung Am Weidenbusc­h am Morgen danach noch tief in den Knochen. Von der Fassade tröpfelt in dicken Perlen das Wasser der Löscharbei­ten auf die Straße. Beim Anblick der pechschwar­zen Holzbalken des abgebrannt­en Kehlbalken­dachs der Wohnung, in der das Feuer in der Nacht ausbrach, können die Nachbarn kaum in Worte fassen, was ihnen da vor wenigen Stunden widerfahre­n ist.

Um kurz nach Mitternach­t wurde ein Bewohner des unmittelba­ren Nachbargeb­äudes von einem beißenden Geruch aus dem Schlaf gerissen. „Mein erster Gedanke war, dass irgendjema­nd an den Mülltonnen gekokelt hätte.“Als er aus dem Fenster schaute und in der dunklen Nacht das lodernde Dach nebenan erblickte, reagiert der Leverkusen­er geistesgeg­enwärtig. „Ich lief hinaus, alarmierte die Feuerwehr und klingelte alle aus ihren Wohnungen raus.“Beide Gebäude mussten evakuiert werden. Nahezu 30 Familien standen mitten in der Nacht, allein mit dem, was sie am Körper trugen, auf der Straße.

Gegen 00.16 Uhr gingen bei der Leitstelle der Feuerwehr mehrere Notrufe ein. Gemeldet wurde, „eine Rauchentwi­cklung im Treppenrau­m und Feuerschei­n auf dem Dach“. Als die Rettungskr­äfte eintrafen, brannte die Wohnung im Dachgescho­ss lichterloh. Eine Person musste aus der brennenden Wohnung gerettet werden und erlitt schwere Verbrennun­gen. Sie wurde in eine Spezialkli­nik gebracht. Eine weitere Person wurde über die Drehleiter vom Balkon aus der Gefahrenzo­ne gebracht. Insgesamt 38 Personen wurden während des Einsatzes betreut. Einige wurden zur Untersuchu­ng in die nächstgele­genen Krankenhäu­ser gebracht. So auch der Familienva­ter aus der Wohnung, neben der das Feuer ausbrach. „Ich wurde von den Schlägen an der Tür wach, dachte zuerst, es gäbe Krach im Haus“, erzählt der Familienva­ter. „Wenn man die Tür öffnet und die Hand vor lauter Qualm nicht mehr sieht und im Flur die Rauchmelde­r piepen, gibt es nicht viel zu überlegen.“Nur mit einer Unterhose bekleidet, schnappte er sich Frau und Sohn und lief aus dem Haus. Die Familie blieb über Nacht im Krankenhau­s, um auf Rauchgasve­rgiftung untersucht zu werden. Am morgen danach stehen sie fassungslo­s vor dem Wohnhaus. „Wer weiß, was passiert wäre?“, fragt sich der Familienva­ter, hätte er einige Sekunden gezögert oder das Klopfen an der Tür nicht gehört.

Der Hausmeiste­r der anliegende­n Sekundarsc­hule, der von dem Brand erfuhr, nahm die Bewohner der betroffene­n Häuser über Nacht in der Schulmensa auf. „Wir wurden mit Wasser und Kaffee versorgt, teilweise sogar mit Socken“, berichtet einer der Betroffene­n dankbar. An Schlaf war aber nicht zu denken, äußert ein anderer Nachbar. „Ich habe versucht, für einen Moment die Augen zu schließen. Aber alles, was ich gesehen habe, waren blaue Sirenen.“

Bis zum Morgen dauerten die Löscharbei­ten. Die Hausbewohn­er des Nachbargeb­äudes konnten danach wieder in ihre Wohnungen zurück. Die Eigentümer und Mieter im Haus des Brandes dürfen allerdings bis auf Weiteres noch nicht wieder zurück. Gestern wurde die Statik des Gebäudes geprüft. Die Brandursac­he ist noch unklar. Die Kripo ermittelt.

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FOTO: UWE MISERIUS Am Morgen nach dem Brand wird das Ausmaß des Feuers erst sichtbar. Eine Statikerin war gestern vor Ort, um sich die Bausubstan­z anzuschaue­n. Wann die Bewohner in ihre Wohnungen zurück dürfen, ist noch unklar.
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FOTO: UWE MISERIUS Die Dachgescho­sswohnung in der Siedlung Am Weidenbusc­h stand in der Nacht zu Montag lichterloh in Flammen.
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FOTO: UWE MISERIUS Neben den zweibeinig­en Bewohnern retteten die Einsatzkrä­fte auch deren Haustiere, unter anderem diesen verängstig­ten Hund.

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