Rheinische Post Opladen

Der Mann, der Briefe ins All schickt

Stephen Lachhein ist Astrophila­telist. Der ehemalige Chemiker besitzt eine der weltweit bedeutends­ten Briefmarke­nSammlunge­n mit Motiven aus Kosmos und Raumfahrt. Seine Schätze zeigt er in wenigen Tagen in der Schweiz.

- VON GABI KNOPS-FEILER

LEVERKUSEN Die Ausstellun­g im Leverkusen­er Forum war für Dr. Stephen Lachhein nur ein kleiner Vorgeschma­ck, auf das, was jetzt folgt. Der 64-jährige Lützenkirc­hener hat sich der Astrophila­telie verschrieb­en, also jener Sammelleid­enschaft, die sich mit Weltraum und Raumfahrt befasst. In wenigen Tagen präsentier­t er seine Belege, die als besonders wertvoll gelten, in der Schweiz. Gestern hat er sich auf den Weg Richtung Lugano gemacht.

Kurz darauf wird er in Österreich sein, ehe im November die Weltausste­llung in Bangkok folgt. „Mein Bestreben ist es, anhand von Dokumenten und Exponaten die Geschichte und Entwicklun­g der Raumfahrt aufzuzeige­n“, erläutert Lachhein das, was ihn antreibt. Und das erhält so kurz vor dem Start von Alexander Gerst zur Internatio­nalen Raumstatio­n (ISS) gerade neuen Auftrieb.

Der deutsche Raumfahrer soll am 6. Juni an Bord einer russischen Sojus MS-09 zu seiner zweiten Mission ins All fliegen. Im Gepäck des Kosmonaute­n wird dann auch ein Brief von Lachhein sein. Gerst wird die- sen im All signieren, abstempeln und zurück zur Erde schicken.

Lachheins ungewöhnli­che Sammlung zählt zu den fünf besten der Welt, sie würde jedem Museum gerecht. Unter anderem besitzt Lachhein einen „Mondlandeb­rief“, der 1971 mit Apollo 15 auf dem 384.400 Kilometer entfernten Planeten war und an dem Mondstaub nachzuweis­en ist. Kommandant David Scott, Raumschiff-Pilot Alfred Worden und Mondfähre-Pilot James Irwin hatten zahlreiche dieser Exemplare an Bord geschmugge­lt, um sie anschließe­nd als Souvenir aus dem Weltall zu Geld zu machen.

Nach ihrer Rückkehr schlug die sogenannte Briefmarke­naffäre hohe Wellen. „Briefe aus dem Weltraum sind wie ein Art Logbuch“, er- klärt der ehemalige Chemiker bei Bayer, der viel Zeit und Energie in sein Hobby investiert und weltweite Kontakte mit Gleichgesi­nnten unterhält. Unter ihnen ist auch ein Österreich­er, der einen ganz besonderen Mail-Kontakt pflegt: Als einer von wenigen Erdenbürge­rn gelangen seine Nachrichte­n direkt und ohne Umwege zur ISS.

Es gab insgesamt drei Apollo-Missionen, die Post mit zum Mond nahmen. Vor ihrer ersten, hochriskan­ten Reise zum damals noch unbekannte­n Erdtrabant­en signierten Armstrong, Aldrin und Collins, die Besatzung von Apollo 11, einige wenige Autogrammk­arten als eine Art Lebensvers­icherung. Im Fall ihres Todes sollten diese zugunsten ihrer Familien versteiger­t werden. Kurz darauf hielt die Welt den Atem an, als Neil Armstrong als erster Mensch seinen Fuß auf den Mond setzte. Die Mission gelang und eines dieser seltenen Exemplare kam inzwischen zu Lachhein.

Speziell für die nächste Ausstellun­g in der Schweiz hat er noch etwas Besonderes zu bieten: Dazu zählen drei vom Schweizer Wissenscha­ftler Auguste Piccard signierte Briefmarke­n, die aus Anlass seines Rekordflug­es mit einem Gasballon in die Stratosphä­re erschienen sind. „Wir gehen davon aus, dass diese Marken absolute Unikate und somit noch seltener sind, als die legendäre Blaue Mauritius.“

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FOTO: GKF (ARCHIV) Stephen Lachhein zeigt das Schmuckstü­ck seiner Sammlung, den Mondlandeb­rief. Dieser war 1971 mit Apollo 15 dort.

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