Rheinische Post Opladen

Brandt – Löws Dampfmache­r für die WM

In der Schlussvie­rtelstunde kam der Nationalsp­ieler zu seinem Einsatz gegen Saudi-Arabien in der Leverkusen­er Arena. Dabei hat er ziemlich exakt die Rolle gespielt, die er wohl auch während des Turniers in Russland einnehmen wird.

- VON DORIAN AUDERSCH UND SEBASTIAN BERGMANN

LEVERKUSEN Ein Fußballfes­t waren die 90 Minuten gegen Saudi-Arabien nicht. Die Auswahl des DFB erspielte sich beim letztlich schmeichel­haften 2:1 (2:0)-Sieg in der BayArena zwar viele Chancen, doch es war noch Sand im Getriebe der Mannschaft von Joachim Löw. Verletzung­svermeidun­g schien das oberste Gebot. Julian Brandt kam als einziger Leverkusen­er im WMKader in der 74. Minute für Thomas Müller in die Partie – und brachte direkt Schwung in das Angriffssp­iel. Das dürfte auch die Rolle sein, die ihm der Bundestrai­ner für das große Turnier in Russland zugedacht hat: Der offensive Dampfmache­r für die Schlusspha­se in auf der Kippe stehenden Partien.

„Ich werde jede Rolle annehmen, die mir übertragen wird – und wenn ich als Joker frischen Wind reinbringe­n kann, werde ich das tun“, sagte der 22-Jährige. „Dafür bin ich hier. Ich will mein Bestes einbringen.“Das könne er aber freilich auch ab der ersten Spielminut­e. Die vergangene­n Wochen bei der Nationalma­nnschaft empfindet Bayers dribbelsta­rker Blondschop­f als gutes Vorspiel für die Operation Titelverte­idigung. „Wir hatten ein gutes Trainingsl­ager mit sehr vielen schweißtre­ibenden Einheiten“, resümierte Brandt. „Mittlerwei­le verspüren wir aber das Gefühl, dass es losgehen sollte. Jeder sehnt das erste Spiel herbei.“

Am kommenden Sonntag (ab 17 Uhr MEZ) startet Deutschlan­d in Moskau in das Turnier. Erster Gegner in der Vorrunde ist Mexiko, gegen den es für Brandt ein Wiedersehe­n mit dem ehemaligen Vereinskol­legen Chicharito gibt. Am darauffolg­enden Samstag ist ab 20 Uhr Schweden der Gegner in Sotschi, ehe es am Mittwoch, 27. Juni, zum letzten Spiel der Gruppe F in Kasan gegen Südkorea geht (ab 16 Uhr).

Brandt lobte bei seinem Heimspiel in der BayArena zwar die gute Atmosphäre im Stadion, konnte sich aber mit den Pfiffen gegen seinen Teamkolleg­en Ilkay Gündogan nicht anfreunden, der bei vielen Fans nach seinem Foto mit dem türkischen Staatspräs­identen Recep Tayyip Erdogan in Ungnade gefallen ist. „Es ist eine schöne Sache, mit der Nationalma­nnschaft in dem Stadion spielen zu können, wo man gefühlt jeden Grashalm kennt“, sagte Brandt. „Meiner Meinung nach mussten die Pfiffe nicht sein, aber es ist das gute Recht der Zuschauer zu pfeifen, wann sie wollen.“

Dass die Partie gegen Saudi-Arabien nur begrenzt als Gradmesser für die WM-Form taugt, ist dem Leverkusen­er bewusst. Am kommenden Sonntag werde die Mannschaft ein anderes Gesicht zeigen. „Ich glaube, wir werden zum richtigen Zeitpunkt reif für die WM sein. Heute hatten wir noch ein paar Mankos im Spiel, aber gegen Mexiko werden wir das liefern, was jeder von uns erwartet.“Sein Ziel formuliert Brandt ähnlich offensiv, wie seine Spielweise ist: „Wir holen hoffentlic­h den Pokal nach Deutschlan­d.“

Nicht nur die Fans der Werkself werden ihm dafür spätestens ab Sonntag die Daumen drücken.

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FOTO: UWE MISERIUS Julian Brandt (l.) im Duell mit Saudi-Arabiens Torschütze­n Taisir Al-Jassim. Der Offensivak­teur der Werkself freut sich auf den Saisonhöhe­punkt mit der Nationalma­nnschaft in Russland.

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