Schulen müssen Ausfälle erfassen
NRW bringt versprochene Talentschulen auf den Weg.
DÜSSELDORF NRW will den Unterrichtsausfall an den Schulen ab kommendem Schuljahr erstmals landesweit und schulscharf messen. Einen entsprechenden Beschluss hat das Kabinett am Dienstag gefasst, wie Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) erklärte. Ein weiterer Kabinettsbeschluss brachte das Projekt „Talentschulen“auf den Weg, von denen das Land ab dem Schuljahr 2019/20 zunächst bis zu 35 und mittelfristig bis zu 60 einrichten will.
Damit löst Gebauer zwei Versprechen aus dem Koalitionsvertrag ein. Dort war sogar nur von mindestens 30 Talentschulen die Rede. Die Vorzeige-Schulen sollen besonders gut ausgestattet und bevorzugt in schwierigen Stadtvierteln errichtet werden, um auch die dortige Sozialstruktur zu fördern. „Es war mir ein Herzensanliegen, dass diese Landesregierung rasch ein Zeichen setzt, um soziale Nachteile im Bildungsbereich zu überwinden“, sagte Gebauer gestern. An zunächst 45 allgemeinbildenden und 15 berufsbildenden Schulen soll erprobt werden, ob die Leistungen der Schüler durch das Konzept messbar steigen. Der Zeitplan sieht vor, dass Gebauer bis Herbst 2018 eine Expertenjury beruft, die über die Teilnahme der Schulen entscheidet. Laut Gebauer liegen bereits über 30 Bewerbungen vor. Im Jahr 2026 soll das Experiment bilanziert werden. Die „digitale Erfassung des Unterrichtsausfalls zum nächstmöglichen Zeitpunkt“hatte CDU-Spitzenkandidat Armin Laschet (CDU) schon zu Wahlkampfzeiten in seinem 100-Tage-Programm versprochen. Erste Daten dazu sollen nun mit Beginn des zweiten Schulhalbjahres und in der Folge regelmäßig auf der Internetseite des Schulministeriums schulscharf veröffentlicht werden. Eine umfassende Veröffentlichung soll erstmals nach Ablauf des Schuljahres 2018/19 als Jahresbericht erfolgen.
Die Opposition lehnt diese Form der Erfassung ab. „Durch die neu geregelte Erfassung des Unterrichtsausfalls wird weder den Schulen bei der Bewältigung des Lehrermangels geholfen, noch führt die reine Erfassung zu einer besseren Unterrichtsorganisation“, sagte die bildungspolitische Sprecherin der Grünen im Landtag, Sigrid Beer. Die Schulen könnten vielmehr Gefahr laufen, in einer unverschuldeten personellen Notsituation bloßgestellt zu werden.“An dem Talentschul-Konzept kritisiert die Opposition eine Benachteiligung der 5600 übrigen Schulen in NRW.