Rheinische Post Opladen

Forsberg schießt Schweiz aus der WM

Der Leipziger Profi setzt den Ball zum entscheide­nden 1:0 im Achtelfina­le gegen die mit Bundesliga­spielern gespickte Auswahl der Schweiz ins Netz. Die Skandinavi­er träumen vom ersten Finaleinzu­g seit 1958.

- VON HOLGER SCHMIDT UND ARNE RICHTER

ST. PETERSBURG (dpa) Erstmals seit 24 Jahren steht Schweden wieder im Viertelfin­ale einer Fußball-WM und träumt vom zweiten Endspielei­nzug nach dem Heimturnie­r 1958. Verantwort­lich dafür ist ein Bundesliga­profi: Der Leipziger Emil Forsberg erzielte das Tor zum 1:0-Sieg der Skandinavi­er in einem insgesamt enttäusche­nden Achtelfina­le gegen die Schweiz. Ausgerechn­et im ersten Turnier nach der Ära von Zlatan Ibrahimovi­c könnten die Schweden einen der größten Erfolge ihrer Fußball-Geschichte perfekt machen.

„Schweden hat mich heute gebraucht, und ich war da“, sagte Forsberg. „Wir haben eine fantastisc­he Mannschaft, es fühlt sich großartig an. Das ist der größte Augenblick. Von so etwas träumt man.“Der sichtlich gerührte Trainer Janne Andersson lobte sein Team: „Sie arbeiten das ganze Spiel über zusammen, ich bin so beeindruck­t, dass sie das schaffen. Ich bin so beeindruck­t, dass ich kaum sprechen kann.“

Ironischer Randaspekt: Wegen seiner zweiten Gelben Karte wird den Schweden im Viertelfin­ale ausgerechn­et Jan Lustig fehlen. Vor dem Spiel hatte er angekündig­t, den für seine Unbeherrsc­htheiten bekannten Schweizer Granit Xhaka zu einem Platzverwe­is provoziere­n zu wollen. Der frühere Gladbacher ließ sich indes nicht aus der Ruhe bringen, sah für ein taktisches Foul jedoch auch Gelb. Der Neu-Gladbacher Michael Lang wurde für eine Notbremse gegen Martin Olsson in der Nachspielz­eit vom Platz gestellt.

„Natürlich bin ich sehr enttäuscht über das Resultat. Die Art und Weise war nicht schlecht, das Tor war unglücklic­h. Die Schweden waren nur über Flanken und ruhende Bälle gefährlich. Wir hätten gefährlich­ere Chancen herausspie­len müssen“, sagte der Hoffenheim­er Steven Zuber.

Die mit einer halben Bundesliga-Auswahl angetreten­en Schweizer entwickeln langsam einen Achtelfina­l-Komplex. Beim dritten Turnier in Folge nach der WM 2014 und der EM 2016 scheiterte­n die Eidgenosse­n, bei denen sechs Profis aus der deutschen Eliteliga zum Einsatz kamen, in der ersten K.o.-Runde. Auch bei den Weltmeiste­rschaften 2006 und 1994 war jeweils im Achtelfina­le Schluss.

Mit für sie ungewöhnli­chem Pressing versuchten die sonst auf Defensive bedachten Schweden mit ihren vier Offensivak­teuren die Schweizer zu Ballverlus­ten zu zwingen. Unordnung in die neue Abwehr um den früheren Hamburger Johan Djourou zu bringen, war das offensicht­liche Ziel. Schließlic­h fehlten dort die gelbgesper­rten Stammkräft­e Stephan Lichtstein­er und Fabian Schär.

Doch die Überfallta­ktik fruchtete nicht, und erst tief in Hälfte zwei fiel die Entscheidu­ng. Forsberg setzte sich energisch über die linke Seite durch, zog nach innen und hatte Glück. Sein eher schwacher und zu zentraler Schuss wurde vom Dortmunder Manuel Akanji unhaltbar für Gladbachs Keeper Sommer abgefälsch­t. Die Schweizer Schlussoff­ensive blieb erfolglos.

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FOTO: DPA Die Entscheidu­ng in St. Petersburg: Torwart Yann Sommer (Schweiz) sieht dem von Emil Forsberg geschossen­en Ball hinterher.

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