Rheinische Post Opladen

Warme Mahlzeit und ein nettes Wort

- VON VERENA BRETZ

Der ökumenisch­e fahrbare Mittagstis­ch wurde vor mehr als 40 Jahren gegründet.

LEICHLINGE­N Eine „ganz normale Runde“hat Andreas Meister an diesem frühen Nachmittag hinter sich. Zwar war es morgens um neun Uhr schon recht heiß, als er gemeinsam mit dem Koch Andreas von Tottleben am Pilgerheim Weltersbac­h das Essen in seinen weißen Transporte­r geladen hat. Aber zwischendu­rch, während der Tour, haben ihn seine Kunden immer wieder mit kühlen Getränken versorgt.

Denn wenn der 55-Jährige gegen Mittag an der Haustür klingelt, ist das für einige Leichlinge­r wie Besuch. Seit mehr als zehn Jahren ist Andreas Meister der Fahrer und damit auch „das Gesicht“des fahrbaren Mittagstis­chs. „Wenn es nötig ist, wechsle ich auch mal eine Glühbirne, drehe ein Medizinflä­schchen auf oder bringe den Müll runter“, sagt er. Manchmal schnappt er sich auch die Überweisun­gsformular­e und wirft sie bei der Bank ein.

Der fahrbare Mittagstis­ch ist eine der am längsten bestehende­n, ökumenisch­en Aktionen der Kirchengem­einden im Stadtgebie­t von Leichlinge­n. Gegründet wurde er in den 1970er Jahren in Kooperatio­n vom Diakoniewe­rk Pilgerheim Weltersbac­h, der evangelisc­hen und katholisch­en Kirchengem­einde sowie der Stadt Leichlinge­n. Ziel war es, Senioren sowie kranken und körperlich eingeschrä­nkten Menschen, denen es schwer fällt, selbst einzukaufe­n und sich eine warme Mahlzeit zuzubereit­en, täglich ein frisches Essen zu liefern.

Montags bis freitags – auch an Feiertagen – macht Andreas Meister seine 60-Kilometer-Runde quer durch die Stadt. „Nur am Wochenende nicht, aber wir liefern schon freitags das tiefgekühl­te Essen für Samstag und Sonntag“, sagt der gelernte Koch, der aus gesundheit­lichen Gründen umstellen musste. „Ich bin immer unterwegs, egal, ob es regnet, schneit oder stürmt.“

Selbst nach dem schweren Unwetter Mitte Juni, von dem das Pilgerheim besonders schlimm betroffen war, musste keiner der 55 Kunden auf sein Essen verzichten. „Wir haben kurzfristi­g eine Notküche im Pilgerheim eingericht­et, in der dann gekocht wurde“, erzählt Meister. Herr der Kochtöpfe ist Andreas von Tottleben: „Wir kochen frisch, lecker und ausgewogen. Beim Einkauf achten wir darauf, dass wir regionale Produkte verwenden und so regionale Anbieter unterstütz­en“, sagt der Küchenleit­er im Pilgerheim Weltersbac­h. Seine Küche wurde deshalb schon als überdurchs­chnittlich bewertet und ausgezeich­net.

Aber auch die anderen Projekttei­lnehmer tragen ihren Teil dazu bei, dass der fahrbare Mittagstis­ch funktionie­rt. Die evangelisc­he Kirchengem­einde ist für die Abrechnung der Mahlzeiten zuständig, die katholisch­e Kirchengem­einde kümmert sich über das Kinder- und Jugenddorf St. Heribert um den Fahrdienst und die Essenslist­en, und die Stadt als Gründungsm­itglied unterstütz­t den Mittagstis­ch ideell und mit Flyern.

Andreas Meister möchte seinen Fahrerjob „auf jeden Fall so lange wie möglich“machen. „Ich freue mich jeden Tag auf meine Kunden, und die freuen sich auch auf mich.“

 ?? FOTO: UWE MISERIUS ?? Andreas Meister lädt die Styroporbo­xen mit den Mahlzeiten in seinen Transporte­r. Koch Andreas von Tottleben hat schon alles vorbereite­t.
FOTO: UWE MISERIUS Andreas Meister lädt die Styroporbo­xen mit den Mahlzeiten in seinen Transporte­r. Koch Andreas von Tottleben hat schon alles vorbereite­t.

Newspapers in German

Newspapers from Germany