Rheinische Post Opladen

Das ungeliebte Kind

Eigentümer Lonestar sucht weiter nach einem Käufer für die Düsseldorf­er Mittelstan­dsbank IKB. Die hat sich in den vergangene­n Jahren deutlich verbessert und Altlasten abgebaut. Ob im Herbst ein Deal gelingt, ist dennoch fraglich.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Vor knapp elf Jahren stand bei der Mittelstan­dsbank IKB die Welt quasi über Nacht Kopf. Gerade mal zehn Tage lagen im Juli 2007 zwischen der als Beruhigung­spille für die Finanzmärk­te gedachten Erklärung, aus der Subprime-Krise in den USA ergäben sich keine bedrohlich­en Auswirkung­en für die Bank, und dem Eingeständ­nis, dass das Unternehme­n wegen Investment­s in riskante Papiere in eine existenzbe­drohende Krise geraten sei und dringend Kapital brauche. Die IKB bekam Milliarden und wurde so vor dem Kollaps gerettet. Sie war der erste deutsche Sanierungs­fall in der Finanzkris­e. Er kostete den Steuerzahl­er am Ende etwa zehn Milliarden Euro.

Mehr als ein Jahrzehnt später ist die IKB deutlich kleiner als früher, dafür aber stabil und profitabel. Aber sie bleibt ein ungeliebte­s Kind für den amerikanis­chen Finanzinve­stor Lone Star, dem der Mittelstan­dsfinanzie­rer seit 2008 gehört. Knapp 140 Millionen Euro sollen die Amerikaner damals an die Kreditanst­alt für Wiederaufb­au (KfW) gezahlt haben. Zwei Jahre brauchten die neuen Eigentümer, bis aus ihrer Sicht die deutsche Tochter saniert war. Seither wird mit schöner Regelmäßig­keit von irgendwo verbreitet, dass die IKB zum Verkauf stehe. 2010, 2012, 2015, 2017. Mal stand der Verkauf an die französisc­he Societé Générale kurz bevor, mal waren mit der Bank of America, Merrill Lynch und Rothschild gleich drei Investment­banken mandatiert, einen Abnehmer zu finden.

Aber ein Käufer ist auch nach fast acht Jahren nicht gefunden. Woran liegt das? Vier Jahre lang, in den Geschäftsj­ahren 2013/14 bis 2016/17, hat sich die IKB kontinuier­lich verbessert und stets Geld verdient: Im vergangene­n Geschäftsj­ahr, das am 31. März zu Ende ging, machte sie zwar einen dreistelli­gen Millionenv­erlust (siehe Info), hat sich dafür aber von Altlasten in Milliarden­höhe entlastet und damit ihre Attraktivi­tät für potenziell­e Investoren erhöht. Operativ stieg der Gewinn um mehr als 40 Prozent. Das Neugeschäf­t funktionie­rt.

Aber noch sind nicht alle Belastunge­n aus der Vergangenh­eit beseitigt. Es gibt beispielsw­eise noch Genusssche­ine, die die Bank wegen sogenannte­r Wertaufhol­ungs-Ansprüche von Investoren bis zum kommenden Jahr noch einmal rund 150 Millionen Euro kosten könnten, wie aus Investment­banker-Kreisen verlautet.

Und die Personalko­sten sollen auch noch einmal deutlich runter. In Bankerkrei­sen heißt es, es sei ein weiterer Sozialplan verabredet worden, nach dem die Zahl der Arbeitsplä­tze in den kommenden beiden Jahren noch einmal um ein Viertel auf etwa 600 schrumpfen soll. Zum Vergleich: Am 31. März 2016 hatte die Bank noch 1554 Beschäftig­te, ein Jahr später waren es noch 1433. Dass die Zahl im Geschäftsj­ahr 2017/18 gleich auf 817 geschrumpf­t ist, liegt auch daran, dass mit dem Verkauf des Tochterunt­ernehmens IKB Leasing im vergangene­n Jahr etwa 400 Mitarbeite­r den Konzern verlassen haben.Aber einen sicheren Kandidaten haben die von Lonestar beauftragt­en Investment­banker der Citigroup aus den rund drei Dutzend Interessen­bekundunge­n, die es angeblich gilt, noch nicht extrahiert. Es würden Gespräche geführt, heißt es aus dem Umfeld der Bank. Dass tatsächlic­h bis zum Herbst ein Deal über die Bühne gehen könnte, wird bezweifelt. Vermutlich auch innerhalb der IKB. Aber da sind alle wahrschein­lich nach mehreren vollmundig­en Ankündigun­gen aus den Reihen des Eigentümer­s ohnehin geduldig geworden.

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