Das ungeliebte Kind
Eigentümer Lonestar sucht weiter nach einem Käufer für die Düsseldorfer Mittelstandsbank IKB. Die hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verbessert und Altlasten abgebaut. Ob im Herbst ein Deal gelingt, ist dennoch fraglich.
DÜSSELDORF Vor knapp elf Jahren stand bei der Mittelstandsbank IKB die Welt quasi über Nacht Kopf. Gerade mal zehn Tage lagen im Juli 2007 zwischen der als Beruhigungspille für die Finanzmärkte gedachten Erklärung, aus der Subprime-Krise in den USA ergäben sich keine bedrohlichen Auswirkungen für die Bank, und dem Eingeständnis, dass das Unternehmen wegen Investments in riskante Papiere in eine existenzbedrohende Krise geraten sei und dringend Kapital brauche. Die IKB bekam Milliarden und wurde so vor dem Kollaps gerettet. Sie war der erste deutsche Sanierungsfall in der Finanzkrise. Er kostete den Steuerzahler am Ende etwa zehn Milliarden Euro.
Mehr als ein Jahrzehnt später ist die IKB deutlich kleiner als früher, dafür aber stabil und profitabel. Aber sie bleibt ein ungeliebtes Kind für den amerikanischen Finanzinvestor Lone Star, dem der Mittelstandsfinanzierer seit 2008 gehört. Knapp 140 Millionen Euro sollen die Amerikaner damals an die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) gezahlt haben. Zwei Jahre brauchten die neuen Eigentümer, bis aus ihrer Sicht die deutsche Tochter saniert war. Seither wird mit schöner Regelmäßigkeit von irgendwo verbreitet, dass die IKB zum Verkauf stehe. 2010, 2012, 2015, 2017. Mal stand der Verkauf an die französische Societé Générale kurz bevor, mal waren mit der Bank of America, Merrill Lynch und Rothschild gleich drei Investmentbanken mandatiert, einen Abnehmer zu finden.
Aber ein Käufer ist auch nach fast acht Jahren nicht gefunden. Woran liegt das? Vier Jahre lang, in den Geschäftsjahren 2013/14 bis 2016/17, hat sich die IKB kontinuierlich verbessert und stets Geld verdient: Im vergangenen Geschäftsjahr, das am 31. März zu Ende ging, machte sie zwar einen dreistelligen Millionenverlust (siehe Info), hat sich dafür aber von Altlasten in Milliardenhöhe entlastet und damit ihre Attraktivität für potenzielle Investoren erhöht. Operativ stieg der Gewinn um mehr als 40 Prozent. Das Neugeschäft funktioniert.
Aber noch sind nicht alle Belastungen aus der Vergangenheit beseitigt. Es gibt beispielsweise noch Genussscheine, die die Bank wegen sogenannter Wertaufholungs-Ansprüche von Investoren bis zum kommenden Jahr noch einmal rund 150 Millionen Euro kosten könnten, wie aus Investmentbanker-Kreisen verlautet.
Und die Personalkosten sollen auch noch einmal deutlich runter. In Bankerkreisen heißt es, es sei ein weiterer Sozialplan verabredet worden, nach dem die Zahl der Arbeitsplätze in den kommenden beiden Jahren noch einmal um ein Viertel auf etwa 600 schrumpfen soll. Zum Vergleich: Am 31. März 2016 hatte die Bank noch 1554 Beschäftigte, ein Jahr später waren es noch 1433. Dass die Zahl im Geschäftsjahr 2017/18 gleich auf 817 geschrumpft ist, liegt auch daran, dass mit dem Verkauf des Tochterunternehmens IKB Leasing im vergangenen Jahr etwa 400 Mitarbeiter den Konzern verlassen haben.Aber einen sicheren Kandidaten haben die von Lonestar beauftragten Investmentbanker der Citigroup aus den rund drei Dutzend Interessenbekundungen, die es angeblich gilt, noch nicht extrahiert. Es würden Gespräche geführt, heißt es aus dem Umfeld der Bank. Dass tatsächlich bis zum Herbst ein Deal über die Bühne gehen könnte, wird bezweifelt. Vermutlich auch innerhalb der IKB. Aber da sind alle wahrscheinlich nach mehreren vollmundigen Ankündigungen aus den Reihen des Eigentümers ohnehin geduldig geworden.