Engagierte Streiterin für guten Journalismus in digitaler Zeit
RP-Herausgeberin Irene Wenderoth-Alt wird heute 70 Jahre alt. Ihr besonderes Anliegen ist die Digitalisierung.
DÜSSELDORF Die Digitalisierung hat der Rheinischen Post eine Reichweite beschert, die die gedruckte Zeitung allein hätte nie erreichen können. An die zwei Millionen Leser nutzen täglich – Print oder Digital – die Nachrichtenangebote der Rheinischen Post. Das erfüllt Irene Wenderoth-Alt mit Stolz. Zufrieden ist sie damit noch nicht.
Aus Sicht der RP-Herausgeberin, die heute 70 Jahre alt wird, bietet die mediale Zukunft ungeahnte Potenziale. Man müsse dafür allerdings bereit sein, die Kraft der Marke zu nutzen, um neue digitale Produkte zu etablieren und das Angebot weiter zu entwickeln.
Dieser Fortschrittsglaube, immer wieder aufgeladen auch durch Wissenstransfers bei internationalen Kongressen, ist innerer Antrieb für Irene Wenderoth-Alt, das Werk ihres Vaters fortzusetzen. Erich Wenderoth, angesehener Jurist und engagierter evangelischer Christ, gehörte im März 1946 zu den Gründern der Rheinischen Post. Sein Motiv war, eine neue freie Zeitung zu schaffen, die den demokratischen Aufbau begleitet, fördert und stärkt.
Früh hat sich seine Tochter in die Pflicht nehmen lassen. Bereits mit 21 Jahren hat Irene Wenderoth-Alt Verantwortung für Zeitung und Unternehmen übernommen. Sie hat die Entwicklung des Hauses vom regionalen Zeitungsverlag zur multimedial engagierten, auch international tätigen Mediengruppe begleitet. Die Digitalisierung, die manche als Revolution bezeichnen, ist für sie kein Schreckgespenst, sondern Chance. In den Gremien des Hauses bringt sich die stellvertretende Vorsitzende des Aufsichtsrates deshalb betont ein, um neue, digitale Projekte zu fördern, unterstützt aber auch das Wachsen der Mediengruppe bei Printmedien. Die Beteiligung an der Saarbrücker Zeitungsgruppe und die Übernahme des Bonner General-Anzeigers kennzeichnen diese Entwicklung, die wirtschaftlich und inhaltlich begründet ist.
Als Herausgeberin sucht Irene Wenderoth-Alt den Austausch mit der Redaktion, deren Unabhängigkeit sie betont. Wichtig ist ihr der Gedankenaustausch, das Erörtern wesentlicher Entwicklungen und gesellschaftlicher Fragestellungen mit den leitenden Redakteuren in der Herausgeberkonferenz. In ihren Fragen und Anmerkungen spiegelt sich das ungeteilte Interesse an Themen der Zeit. Ihre Sicht der Dinge, mitbestimmt vom Studium der evangelischen Theologie, der Romanistik und Geschichte, ist kulturell verortet, von Weltoffenheit getragen. Dabei ist der Mutter von vier Kindern der Bezug zu den Menschen wichtiger als jede Theorie. Sie diskutiert gerne, nimmt wahr, was in ihrem Umfeld gedacht und gesprochen wird.
Geboren im Bergischen Land, aufgewachsen in Düsseldorf, hat sie am mittleren Niederrhein ihre Heimat gefunden. Sie liebt Pferde, lebt mit zwei Hunden auf einem liebevoll hergerichteten Bauernhof im RheinKreis Neuss. Dort hat sie gelernt, wie wichtig gute Nachbarschaft ist. So versteht sie auch die Arbeit für die Mediengruppe als Miteinander im Streben nach den besten Lösungen.