Gar nicht märchenhaft
In dem Film „1001 Nacht“erzählt eine Scheherazade aus der portugiesischen Geschichte.
BERLIN (dpa) Die politische Lage in Europa ist für viele Menschen nicht gerade märchenhaft. Ein portugiesischer Film beleuchtet nun das Schicksal diverser Figuren in Form einer Märchenerzählung. Der Dreiteiler „1001 Nacht“ist an diesem Mittwoch (ab 20.15 Uhr) auf Arte komplett zu sehen.
Im ersten Teil, „Der Ruhelose“(ab 20.15 Uhr), sitzt ein Regisseur an einem Cafétisch. Er erzählt, dass er seine Arbeit liebt, es ihn aber förmlich zerreißt, wenn er über eine Werftenkrise berichten muss, die über 600 Hafenarbeitern ihren Job kosten wird. Oder über die stark gefährdeten heimischen Bienen und deren Honigproduktion, die von einer asiatischen Wespenart bedroht werden. Er versucht, einen metaphysischen Zusammenhang zwischen diesen beiden Ereignissen herzustellen, die beide zur gleichen Zeit und am gleichen Ort stattfinden – allein, es mag ihm nicht gelingen. Zurück bleiben ein ratloses Filmteam und die schöne Scheherazade, die nun die Aufgabe des Regisseurs übernimmt und zu erzählen beginnt.
Mit „Der Verzweifelte“ist Teil 2 (ab 22.15 Uhr) überschrieben, und hier geht es unter anderem um „Die Besitzer von Dixie“. Dixie ist ein kleiner weißer puscheliger Hund, der nacheinander verschiedene Herrchen hat, allesamt Bewohner eines Hochhauses. Der Hund liebt jeden neuen Besitzer von ihm so, als ob es nie einen anderen gegeben hätte. Diese Charaktereigenschaft mag sinnbildlich für die Beziehungen von Menschen stehen, die in diesem Haus kommen und gehen, sich lieben und wieder verlassen. Teil 3 („Der Entzückte“, ab 0.25 Uhr) handelt vom „Chor der Buchfinken“und erzählt vom 515. Tag der Erzählungen der Scheherazade (Crista Alfaiate).
Auch wenn sich der gut sechsstündige Film der Erzählstrukturen der Vorlage der Scheherazade bedient, so will er doch keine Adaption dieses Buches sein. Die Geschichten mitsamt ihren Figuren basieren vielmehr auf wahren Begebenheiten, die sich vom August 2013 bis zum Juli 2014 in Portugal ereignet haben. Der Film übt erkennbar Kritik an der Sparpolitik der damaligen Regierung unter Premier Pedro Coelho. Im Film gehen Fiktion und Dokumentation scheinbar mühelos ineinander über, die Bilder zeigen dabei geradezu epische Landschaften und vom Leben gezeichnete Menschen. „1001 Nacht“, Arte, 20.15 Uhr