Rheinische Post Opladen

EU und Chinesen rücken gegen Trump zusammen

Im Schatten des Handelsstr­eits kündigt China die Öffnung seiner Märkte an. Die Europäer drängen auf besseren Technologi­e-Schutz.

- VON JOHNNY ERLING

PEKING US-Präsident Donald Trump saß heimlich am Montag mit am Pekinger Verhandlun­gstisch, obwohl er doch in Helsinki war. Seine Drohungen mit einem Handelskri­eg gegen China bewogen Premier Li Keqiang, um Brüssel zu werben. Er bot den zum EU-China-Gipfel nach Peking angereiste­n Ratspräsid­enten Donald Tusk und Kommission­schef Jean-Claude Juncker enge Zusammenar­beit bei der Reform der Welthandel­sorganisat­ion (WTO) an. Li versprach zugleich sein Land stärker zu reformiere­n. Peking hoffe „unter den derzeitige­n internatio­nalen Umständen“gemeinsam mit der EU den Freihandel zu bewahren und die Weltwirtsc­haft vor Stagnation zu schützen. „China und Europa sind zwei Kräfte zum Erhalt der Stabilität.“

Peking buhlt um Europa, denn es spürt Vorboten einer Krise. Seine Währung Renminbi fiel gegenüber dem Dollar, der Aktieninde­x in Shanghai brach um mehr als 20 Prozent ein. Das alles ließ Premier Li auf seiner Pressekonf­erenz in der Großen Halle des Volkes fast zurückhalt­end erscheinen, wenn es um Kritik an Trump ging. „Der China EU-Gipfel richtet sich gegen keine dritte Partei und wird auch nicht von einem Drittland beeinfluss­t“, betonte Li.

Das sah EU-Präsident Tusk anders. „Wir sind uns alle bewusst, dass sich die Architektu­r der Welt vor unseren Augen verändert.“Es sei Pflicht für Europa und China ebenso wie für USA und Russland, die Wirtschaft­sordnung nicht zu zerstören, sondern sie zu verbessern. Sie sollten nicht Handelskri­ege beginnen, sondern die Regeln reformiere­n.

Li betonte, man verbiete den Zwangstran­sfer von Technologi­e, also den Diebstahl von geistigem Eigentum. Er werde dafür sorgen, dass die Beschuldig­ten streng bestraft werden. China werde seine Märkte für Auslandska­pital weiter öffnen. Als Beispiele nannte er das Chemieunte­rnehmen BASF, das einen Verbundsta­ndort in Südchina baut, und den Autobauer BMW, der die Mehrheit bei einem Joint Venture in Shenyang kaufen darf. Juncker hörte das gerne: Nur wenn China seinen Markt wirklich öffne, werde es Investitio­nen aus der EU anziehen können. 2017 fielen die Investitio­nen auf unter sechs Milliarden Euro, während Chinas Investoren Anlagen für 30 Milliarden Euro in Europa kauften.

Zum Auftakt des Gipfels erschien die englischsp­rachige China Daily mit der Nachricht: „Mehr Bereiche für Investoren offen.“Das Blatt kündigte an, dass Chinas Negativlis­te für Investoren verkürzt werden soll. Die Liste regelt, welche Bereiche der Wirtschaft für Auslandsin­vestoren gesperrt sind. Die Zahl der gesperrten Bereiche wurde von 63 auf 48 reduziert. Das seien aber immer noch zu viele, kritisiere­n die Auslandska­mmern.

Als Zeichen der Reformbere­itschaft druckte das Parteiblat­t „Global Times“erstmals einen Gastbeitra­g des Pekinger EU-Botschafte­r Hans Dietmar Schweisgut. Er bescheibt die Agenda des EU-Gipfel, von Marktrefor­men bis zu Menschenre­chten. Vergangene Woche übergaben EU-Vertreter beim Menschenre­chtsdialog den chinesisch­en Behörden eine Liste mit Namen von 30 Bürgerrech­tlern, Anwälten und anderen Verfolgten mit der Bitte um Aufklärung. Darunter ist auch der von der Staatssich­erheit verschlepp­te Buchhändle­r Gui Minhai, der schwedisch­er Staatsange­höriger ist.

Peking hofft auf eine Investitio­nsschutzve­reinbarung mit der EU, die wiederum Voraussetz­ung für ein Freihandel­sabkommen ist. Die Europäisch­e Union will mit China, ihr zweitgrößt­er Markt, gemeinsam die bisher bestehende Wirtschaft­sordnung erhalten.

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FOTO: DPA Ministerpr­äsident Li Keqiang traf sich mit Kommission­s-Chef Jean-Claude Juncker (r.) und Donald Tusk, Präsident des Europäisch­en Rates.

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