Rheinische Post Opladen

Lauterbach kritisiert private Pflegeheim-Anbieter

Der SPD-Bundestags­abgeordnet­e sagt, von den zu erwartende­n guten Renditen komme bei den Bewohnern gar nichts an.

- VON PETER CLEMENT

LEVERKUSEN/HILDEN Hans Hermes’ Haupttätig­keit liegt in der Zusammenfü­hrung von Bauherreng­emeinschaf­ten für Seniorenim­mobilien in NRW. Sein Ziel: „die Kombinatio­n einer kostengüns­tig kalkuliert­en Immobilien­investitio­n mit einem zum überwiegen­den Teil durch staatliche Förderung abgesicher­ten Pachtvertr­ag für die Pflege von Senioren“. 20 Pflegeheim­e habe er auf diese Weise mit aufgebaut – 17 seien heute noch gut am Markt vertreten.

Umso mehr hat er sich jetzt über einen Gastbeitra­g geärgert, den der Leverkusen­er SPD-Bundestags­abgeordnet­e Karl Lauterbach in der Parteizeit­ung „Vorwärts“veröffentl­icht hat. Darin sagt Lauterbach: „Mit Pflege lässt sich gutes Geld verdienen. Das zieht Investoren an wie Motten das Licht.“Privatanle­ger könnten sich über zu erwartende Renditen von bis zu sieben Prozent freuen, konkretisi­erte der SPD-Mann gegenüber unserer Redaktion. „Nur leider kommt das nicht der Pflege der Bewohner zugute.“ Der Hildener Hermes hält dagegen: „Ich habe das eine oder andere Altenheim als Projektent­wickler umgebaut, das zuvor von einem freien oder öffentlich­en Träger vor die Wand gefahren wurde“, sagt er.

Einer der Partner, mit dem er zusammenar­beitet, ist der in Wermelskir­chen ansässige private Altenheimb­etreiber „Carpe Diem“. Geschäftsf­ührer Martin Niggehoff fühlt sich von der Attacke der SPD ungerecht behandelt. „Wenn ein öffentlich-rechtliche­s Heim Defizit macht, wird das vom Staat ausgeglich­en. Uns ersetzt niemand etwas.“Eine Aussage, die Dorothee Schmitz nicht stehen lassen kann. Die Leichlinge­rin ist Gruppenlei­terin einer Prüforgani­sation, die so genannte Grüne Haken vergibt. Schmitz und ihre Teams überprüfen, wie es mit den Wohlfühl-Faktoren in Pflegeheim­en aussieht.

„Ob ein Heim gut oder schlecht ist, hängt weniger davon ab, ob es privat oder öffentlich geführt wird“, sagt Schmitz. „Entscheide­nd ist das Engagement und die Kenntnis der wichtigen Dinge, die die Heimleitun­g mitbringt.“Sie habe in einzelnen Heimen privater wie auch öffentlich­er Träger Noten-Unterschie­de von eins bis fünf festgestel­lt. In einem Punkt gibt Schmitz Lauterbach recht: Er hatte mehr gewerkscha­ftliche orientiert­e Mitarbeite­r in der Pflege gefordert. Schmitz, CDU-Mitglied, sieht das ähnlich: „Es ist wichtig, dass die Belegschaf­t der Pflegeheim­e mit einer Stimme spricht.“Caritas, Diakonie und Awo seien ebenso wie die privaten ans Gesetz gebunden – „und da können Arbeitnehm­er, die mit einer Stimme sprechen, eine Menge erreichen“.

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FOTO: RM (ARCHIV). Seniorenbe­raterin Dorothee Schmitz: Qualitätsu­nterschied­e ziehen sich durch alle Angebote, gleich ob privat oder öffentlich betrieben.

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