Lauterbach kritisiert private Pflegeheim-Anbieter
Der SPD-Bundestagsabgeordnete sagt, von den zu erwartenden guten Renditen komme bei den Bewohnern gar nichts an.
LEVERKUSEN/HILDEN Hans Hermes’ Haupttätigkeit liegt in der Zusammenführung von Bauherrengemeinschaften für Seniorenimmobilien in NRW. Sein Ziel: „die Kombination einer kostengünstig kalkulierten Immobilieninvestition mit einem zum überwiegenden Teil durch staatliche Förderung abgesicherten Pachtvertrag für die Pflege von Senioren“. 20 Pflegeheime habe er auf diese Weise mit aufgebaut – 17 seien heute noch gut am Markt vertreten.
Umso mehr hat er sich jetzt über einen Gastbeitrag geärgert, den der Leverkusener SPD-Bundestagsabgeordnete Karl Lauterbach in der Parteizeitung „Vorwärts“veröffentlicht hat. Darin sagt Lauterbach: „Mit Pflege lässt sich gutes Geld verdienen. Das zieht Investoren an wie Motten das Licht.“Privatanleger könnten sich über zu erwartende Renditen von bis zu sieben Prozent freuen, konkretisierte der SPD-Mann gegenüber unserer Redaktion. „Nur leider kommt das nicht der Pflege der Bewohner zugute.“ Der Hildener Hermes hält dagegen: „Ich habe das eine oder andere Altenheim als Projektentwickler umgebaut, das zuvor von einem freien oder öffentlichen Träger vor die Wand gefahren wurde“, sagt er.
Einer der Partner, mit dem er zusammenarbeitet, ist der in Wermelskirchen ansässige private Altenheimbetreiber „Carpe Diem“. Geschäftsführer Martin Niggehoff fühlt sich von der Attacke der SPD ungerecht behandelt. „Wenn ein öffentlich-rechtliches Heim Defizit macht, wird das vom Staat ausgeglichen. Uns ersetzt niemand etwas.“Eine Aussage, die Dorothee Schmitz nicht stehen lassen kann. Die Leichlingerin ist Gruppenleiterin einer Prüforganisation, die so genannte Grüne Haken vergibt. Schmitz und ihre Teams überprüfen, wie es mit den Wohlfühl-Faktoren in Pflegeheimen aussieht.
„Ob ein Heim gut oder schlecht ist, hängt weniger davon ab, ob es privat oder öffentlich geführt wird“, sagt Schmitz. „Entscheidend ist das Engagement und die Kenntnis der wichtigen Dinge, die die Heimleitung mitbringt.“Sie habe in einzelnen Heimen privater wie auch öffentlicher Träger Noten-Unterschiede von eins bis fünf festgestellt. In einem Punkt gibt Schmitz Lauterbach recht: Er hatte mehr gewerkschaftliche orientierte Mitarbeiter in der Pflege gefordert. Schmitz, CDU-Mitglied, sieht das ähnlich: „Es ist wichtig, dass die Belegschaft der Pflegeheime mit einer Stimme spricht.“Caritas, Diakonie und Awo seien ebenso wie die privaten ans Gesetz gebunden – „und da können Arbeitnehmer, die mit einer Stimme sprechen, eine Menge erreichen“.