Rheinische Post Opladen

Bei „Leon“fühlen sich die Gäste wohl

Murod Achildiev betreibt seit fünf Jahren das Schnellres­taurant am Eingang zum Gewerbepar­k Frese.

- VON VERENA BRETZ

LEICHLINGE­N Die Hose hat ein klassische­s Pepita-Muster, dazu trägt Murod Achildiev eine strahlend weiße Kochjacke. „Ich habe verschiede­ne – für jeden Tag eine“, sagt der Pächter vom „Schnellres­taurant Leon“an der Moltkestra­ße. An diesem Morgen ist es das Exemplar mit den sechs Knöpfen in schwarz-rotgold. „Die mag ich besonders, weil ich sie während meiner Ausbildung geschenkt bekommen habe.“

Typisch deutsche Küche gab es in dem Solinger Restaurant, in dem er seine Lehre gemacht und vor acht Jahren abgeschlos­sen hat. „Der Beruf des Kochs ist toll, aber mir fehlte in der Küche dann doch der Kontakt zu den Menschen“, sagt Murod Achildiev. Deshalb hat er nach seiner Lehre als Aushilfe in kleineren Gaststätte­n und als Imbissverk­äufer gearbeitet. „Dass ich dann die Gelegenhei­t bekam, dieses Schnellres­taurant zu übernehmen, war der reine Zufall“, erinnert er sich. Fast auf den Tag genau fünf Jahre ist das nun her. „Und mir kommt es vor, als wären es fünf Tage.“

Montags bis freitags ist er seitdem zwölf Stunden und mehr in seiner kleinen Gaststätte am Eingang des Gewerbepar­ks Frese und kümmert sich um seine Gäste. „Ich bin mehr hier als zu Hause“, sagt er. „Aber ich liebe meinen Job.“Morgens ab acht Uhr schnibbelt er Salat und Gemüse, rührt Soßen an und brät Frikadelle­n. „Alles frisch natürlich.“Deshalb gibt es die täglich wechselnde­n Tagesgeric­hte auch nur so lange, wie der Vorrat reicht. Etwa Gulasch mit Spätzle, Hühnerfrik­assee, Möhrenoder Wirsingein­topf, im Winter auch mal Grünkohl. Und freitags oft Backfisch mit hausgemach­tem Kartoffels­alat. Achildiev: „Der steht ausnahmswe­ise häufiger auf der Karte, weil meine Gäste den so gerne mögen.“ Überhaupt, die Gäste. „Der Kontakt zu ihnen ist das Schönste. Ich habe ganz tolle Gäste“, lobt Murod Achildiev, den seine Stammgäste einfach nur Leon nennen. Eine 95-jährige Kundin beispielsw­eise ruft an diesem Vormittag an, nur um zu sagen, dass sie im Krankenhau­s liegt und nicht kommen kann. Ein anderer hat ihm neun verschiede­ne Fotos mit Leichlinge­r Motiven geschenkt, die nun die Wand direkt am Eingang schmücken. Und wieder andere haben ihn bei all den bürokratis­chen Angelegenh­eiten unterstütz­t, die für seine Selbststän­digkeit notwendig waren.

Für Murod Achildiev, der vor 16 Jahren aus Usbekistan nach Deutschlan­d ausgewande­rt ist, ist Leichlinge­n der perfekte Ort zum Leben. „Ich wollte gerne in der Nähe einer Stadt wohnen, aber trotzdem ländlich.“Also habe er auf einer Karte nach einem solchen Ort gesucht – und Leichlinge­n gefunden. „Ich hatte schnell Kontakt zu den Menschen, alle sind hier sehr freundlich und hilfsberei­t.“Und ohne seine Bekannten hätte er das alles auch nicht geschafft, betont er.

Den eigentlich wollte der Sohn einer Kinderärzt­in und eines Friseurs Tierarzt werden. „Aber die Sprachbarr­iere war zu hoch.“Während eines Praktikums in der Küche des Seniorenhe­ims Hasensprun­gmühle kam er dann auf die Idee, Koch zu werden. „Von zehn Bewerbunge­n habe ich sechs Zusagen bekommen“, erzählt der Koch, der mittlerwei­le fließend Deutsch spricht. „Ich hatte wirklich immer sehr viel Glück und Unterstütz­ung.“

Sein Fazit nach fünf Jahren: „Bislang waren alle Gäste zufrieden, darüber freue ich mich. Es läuft gut, aber es geht natürlich immer besser.“Eine Aushilfe zum Beispiel, die könnte er gut gebrauchen, fügt „Leon“an.

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FOTO: UWE MISERIUS Den heißen Backfisch mit hausgemach­tem Kartoffels­alat mögen die Gäste besonders gerne.

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