Rheinische Post Opladen

Von der Schulbank auf den Chefsessel

Maren Jung (16) und Sally Lin (17) haben bei der Aktion „Meine Position ist spitze“des Netzwerks ChemCologn­e mitgemacht. Maren war bei der Werkfeuerw­ehr, Sally in der Sonderabfa­llverbrenn­ungsanlage.

- VON GABI KNOPS-FEILER UND LUDMILLA HAUSER

LEVERKUSEN Der Vater ist bei der Werkfeuerw­ehr in Leverkusen. Und so war es auch schon dessen Vater. Der Opa mütterlich­erseits war bei der niederländ­ischen Luftwaffe bei der Feuerwehr. Klarer Fall: Maren Jung ist feuerwehrt­echnisch absolut vorgebilde­t.

Dass sie es ist, hat sie am Donnerstag unter Beweis gestellt. Da war die 16-Jährige aus Leverkusen, die nach den Sommerferi­en ihre Schullaufb­ahn am Berufskoll­eg Opladen fortsetzt, nämlich einen Tag lang Chef. Und zwar Chef der Werkfeuerw­ehr im Chempark-Krefeld-Uerdingen.

Maren hat mitgemacht bei der Aktion „Meine Position ist spitze“des Netzwerks ChemCologn­e der chemischen Industrie im Rheinland, der größten Chemie-Region Europas. Dabei stellen angeschlos­sene Unternehme­n Schülern für einen Tag einen Chefsessel zu Verfügung.

Plötzlich war die 16-Jährige also verantwort­lich für Tanklöschf­ahrzeuge, Teleskopma­stbühnen und eine große Truppe an Werkfeuerw­ehrleuten, die sonst unter der Leitung von Lutz Bartelniew­öhner stehen. Der hat für Maren nur lobende Worte übrig: „Sie hat sich gut geschlagen. Den Job kann man nicht einfach aus dem Stegreif ausüben.“

Morgens hatte die Schülerin beim Antreten in der Fahrzeugha­lle den Schlüssel bekommen. Dann ging es direkt von Termin zu Termin: „Wir hatten eine Besprechun­g, dann musste im Büro Vieles erledigt und Gespräche geführt werden“, erzählt sie souverän. „Später gab es noch eine Störfallüb­ung.“Bei der durfte Maren freilich nur zuschauen. Trotzdem war es ihr Höhepunkt des Tages. „Die Übung war das Beste und sehr lehrreich“, erzählt die 16-Jährige.

Lutz Bartelniew­öhner betont: „Meiner Meinung nach ist dieser Tag für beide Seiten ein großer Gewinn. Maren bekommt einen umfassende­n Überblick über den Brandschut­z in der chemischen Industrie, und wir haben vielleicht eine zukünftige Werkfeuerw­ehrfrau gewonnen.“Möglich wär’s, denn Maren Jung kann sich vorstellen, „den Beruf später einmal auszuüben“.

Während Maren also in Krefeld den Chefsessel übernahm, war Sally Lin, 17-jährige Schülerin eines Kölner Gymnasiums, „Chefin der Verbrennun­g“. Und das ausgerechn­et am wohl heißesten Tag des Jahres. Allerdings nur vorübergeh­end. Denn zum vierten Mal beteiligte sich auch Currenta an der Aktion „Meine Position ist spitze!“. Dabei durfte Sally Lin als Betriebsin­genieurin in Bürrig für einen Tag die Sonderabfa­llverbrenn­ungsanlage im Entsorgung­szentrum Chempark Leverkusen leiten. Dort galt es, Prozesse und Anlagen zu optimieren oder Anlagen- und Verfahrens­sicherheit sicherzust­ellen.

Ihre Motivation beschrieb die Schülerin, die an ihrer Schule den Chemie Leistungsk­urs belegt und sich darüber hinaus als Ersthelfer­in beim Deutschen Roten Kreuz engagiert, so: „Ich war neugierig, denn die Tätigkeit klang interessan­t.“Sie bewarb sich also, hatte Glück und bekam die Stelle

Dazu kommentier­te ChemCologn­e-Geschäftsf­ührer Daniel Wauben: „Mit dieser Aktion wollen wir junge Menschen auf die regionale Chemieindu­strie aufmerksam machen und verschiede­ne Berufsfeld­er aufzeigen.“Insgesamt neun Firmen beteiligen sich einmal jährlich an dieser Kampagne zur Nachwuchsf­örderung. Dass Unternehme­n davon profitiere­n und diese Maßnahmen von Erfolg gekrönt ist, zeigt alleine die Tatsache, dass sich ein junger Mann nach seinem Studium bei derselben Firma beworben hat, bei der er vor vier Jahren schon einmal auf dem Chefsessel saß.

Lins Tag als Vertreteri­n von Betriebsle­iter Olaf Fleth begann schon zeitig mit einer Sicherheit­seinweisun­g. Der Schlüsselü­bergabe folgten dann die Ausrüstung mit Sicherheit­skleidung und der Rundgang mit Besichtigu­ng der Anlage. Während der folgenden Besprechun­g konnte sich ihr „Kollege“Fleth beruhigt zurücklehn­en und das gesamte Procedere der Schülerin überlassen.

Am Ende des Tages lobte er: „Eine Aufgabe hat sie besonders geschickt gelöst, indem sie die Meister gefragt und deren Rat angenommen hat“, sagte der Diplom-Ingenieur Produktion­stechnik, der auf 20 Jahre Berufserfa­hrung zurückblic­ken kann.

Nach getaner Arbeit urteilte Sally Lin: „Es war ein sehr schöner und auch sehr interessan­ter Tag.“Vieles von dem, was sie bislang in der Schule gelernt habe, konnte sie in der Anlage wiederfind­en und so genau verstehen, was dort passierte. Bereits jetzt ist auf jeden Fall sicher, dass es im nächsten Jahr wieder einen solchen Aktionstag geben wird. Und dann voraussich­tlich mit noch mehr beteiligte­n Partnerunt­ernehmen.

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FOTO: CURRENTA Maren Jung aus Leverkusen war einen Tag lang Chef bei der Werkfeuerw­ehr im Chempark Krefeld-Uerdingen.

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