Ein Hauch von Abenteuer
Für manche ist es nur eine Urlaubsform, für andere ein Lebensgefühl: Camping. Eine Doku zeigt echte Fans.
BERLIN (dpa) Raum ist in der kleinsten Hütte. Das gilt sogar für Zelte – oder einen Campingwagen. Erstaunlich viele Menschen haben gerne so ein luftiges Dach über dem Kopf oder lieber noch einen Campingbus – wie die Reportage „Camper aus Leidenschaft“mit dem Untertitel „Von der Freiheit auf Rädern“zu berichten weiß.
Das „Südseecamp“in Wietzendorf bei Soltau: Hierher kommen schon seit 20 Jahren eingefleischte Campingfreunde. Darunter befindet sich das Ehepaar Frank und Heike aus Hannover, dessen jüngste Tochter Laura quasi ins Camping hineingeboren wurde. Auf ihrem angestammten Platz steht seit 17 Jahren der eigene Campingwagen, den sie damals für 3500 Euro gekauft hatten.
Für so ein Fahrzeug können aber auch gern einmal 350.000 Euro anfallen, wobei dann heftig die Frage diskutiert wird, ob derartiger Luxus denn überhaupt noch etwas mit dem ursprünglichen Camping zu tun habe. Vom Zelten mal ganz zu schweigen.
Auf dem „Regenbogen“-Campingplatz in Prerow auf der Halbinsel Darß – zwischen Rostock und Stralsund an der Ostsee gelegen – verbringt gerade Familie Blumberg aus Dortmund ihren Urlaub. Florian, Alice und die Kinder Sam und Emily campen zum ersten Mal und haben sich dazu ein Wohnmobil der Mittelklasse geliehen. Alice regt sich darüber auf, dass direkt vor ihrem Zelt nackte Menschen herumlaufen – was aber auf einem FKK-Platz durchaus üblich ist. Da ist wohl bei der Planung etwas schief gelaufen.
Pamela kommt schon seit 1962 an diesen Strand und ist überzeugter FKK-Fan. „Also für mich war es wie ein Stück Freiheit. Wir waren ja so eingeengt und haben somit Möglichkeiten gesucht, uns ein bisschen frei zu bewegen – und dazu gehörte vielleicht auch diese ganze FKK-Bewegung“, sagt sie dazu im Film. Sie beklagt, dass immer mehr Angezogene die mühsam erkämpfte Freiheit des Nacktseins bedrohen. Ansonsten geht es in der Doku aber meist um leichtere Themen wie Luft- und Wassertemperatur, defekte Kühlschränke und Wasserpumpen oder die sich nicht öffnende Schranke zum Campingplatz.
Filmautor Sören Folkens („Die Trödelprofis – Alles muss raus“, ZDF) stellt die beiden Beispiele in seiner unterhaltsamen Reportage vor und liefert etliche Fakten dazu. Nicht zuletzt sind es die günstigen Preise, die das Camping in Deutschland für viele Menschen attraktiv macht. Über 26 Millionen Übernachtungen pro Jahr zählen heimische Campingplätze allein mit deutschen Besuchern, und über elf Millionen Mitbürger können sich mittlerweile einen Urlaub auf dem Campingplatz vorstellen.
Die Anfahrt ist meist nicht zu lang, die gewohnten Nachbarn fördern Freundschaft und Zusammenhalt, gelegentlich stellt sich wohl auch ein gewisses Südsee-Feeling ein. Aber mögen muss man diese – für viele immer noch etwas abenteuerliche – Urlaubsform halt schon.