Rheinische Post Opladen

Ruf nach neuem Schutz für LEG-Mieter

Zehn Jahre nach der Privatisie­rung des größten Vermieters in NRW läuft die Sozialchar­ta aus. SPD, Grüne und Mieterbund fordern eine Neuauflage zum Schutz der 350.000 Mieter.

- VON THOMAS REISENER

DÜSSELDORF Der Deutsche Mieterbund und die Opposition im Landtag fordern eine neue Sozialchar­ta für den Düsseldorf­er Wohnungsko­nzern LEG. „Zehn Jahre nach der Privatisie­rung sind die Ängste der Mieter eher größer als kleiner geworden. Das Land muss zu ihrem Schutz eine Neuauflage der LEG-Sozialchar­ta erzwingen“, sagte Grünen-Fraktionsc­hef Arndt Klocke unserer Redaktion.

Die LEG ist mit rund 130.000 Wohnungen und 350.000 Mietern größter Vermieter in NRW. Unter der damaligen CDU-FDP-Regierung wurde das Landesunte­rnehmen 2008 privatisie­rt. Der Verkauf war mit der Auflage einer Sozialchar­ta verbunden, die zehn Jahre lang galt und in diesen Tagen ausläuft. Sie schrieb unter anderem Mindestinv­estitionen in den Wohnungsbe­stand vor und beschränkt­e die Möglichkei­ten für Mieterhöhu­ngen, Kündigunge­n und Weiterverk­äufe.

SPD-Fraktionsv­ize Jochen Ott schloss sich der Forderung nach einer neuen LEG-Sozialchar­ta an: „Da der Verkauf vor zehn Jahren unter einer schwarz-gelben Regierung erfolgt ist, ist es nur fair, wenn eine schwarz-gelbe Nachfolger­egierung sich um eine Neuauflage kümmern muss“, sagte Ott. Auch die NRW-Geschäftsf­ührerin des Deutschen Mieterbund­es, Silke Gottschalk, hält eine weiterentw­ickelte LEG-Sozialchar­ta für notwendig: „In der Zwischenze­it sind neue Probleme sichtbar geworden, mit denen die Landespoli­tik ihre ehemaligen Mieter nicht alleinelas­sen darf.“So habe die Sozialchar­ta zwar die Mieterhöhu­ngen begrenzt. Dabei habe sie aber Durchschni­ttswerte im Blick gehabt „mit der Folge, dass die Mieten in Einzelfäll­en eben doch exorbitant gestiegen sind“, so Gottschalk.

Aus Unternehme­nszahlen geht hervor, dass die Mieten 2017 konzernwei­t im Schnitt um 3,3 Prozent stiegen. Im frei finanziert­en Teil des Bestandes stiegen sie aber um 4,1 Prozent. Im Schnitt kosten LEG-Wohnungen 5,46 Euro pro Quadratmet­er, der Landesdurc­hschnittsw­ert liegt bei 6,67 Euro. Laut Gottschalk hat die LEG zwar in den Bestand investiert. „Aber vorzugswei­se in Modernisie­rungen, deren Kosten in großen Teilen auf die Mieter umgelegt werden“, so Gottschalk. Die vom Vermieter zu tragenden Instandhal­tungsinves­titionen seien hingegen vernachläs­sigt worden. Ein häufiges Ärgernis sei auch die schlechte Erreichbar­keit der LEG bei Reparaturb­edarf.

Laut LEG lagen die Instandhal­tungsinves­titionen stets deutlich über den in der Charta vorgegeben­en 12,50 Euro je Quadratmet­er. Auch die rechtliche­n Möglichkei­ten des Überwälzen­s von Modernisie­rungskoste­n auf Mieter habe die LEG im Bestandsdu­rchschnitt nie ausgeschöp­ft. Die Reparatura­nnahme sei rund um die Uhr besetzt, knapp 70 Prozent aller Kleinrepar­aturen würden innerhalb von fünf Arbeitstag­en behoben.

NRW-Bauministe­rin Ina Scharrenba­ch (CDU) sagte: „Die LEG hat sich in den vergangene­n zehn Jahren an die Sozialchar­ta gehalten. Die Mieter sind grundsätzl­ich durch das allgemeine Mietrecht ausreichen­d geschützt.“Diese Position vertritt auch LEG-Chef Thomas Hegel, für den sich die Frage nach einer neuen Sozialchar­ta nicht stellt. Doch die Ministerin lässt eine Hintertür offen: „Es stehen noch Berichte über die Einhaltung der Sozialchar­ta für 2017 und 2018 aus, die im Herbst vorliegen sollen. Dann können wir auf solider Grundlage beurteilen, ob Handlungsb­edarf besteht.“Leitartike­l

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