Erzbistum Köln will 632 Stadtwohnungen bauen
Der Kölner Kardinal Woelki sieht in der Wohnungsnot eine grundlegende soziale Frage. Die Kirche müsse dabei tätig werden.
KÖLN Im Kampf gegen die Wohnungsnot in den Großstädten will die katholische Kirche ein Zeichen setzen. Wie Kardinal Rainer Maria Woelki in Köln erklärte, wird das Erzbistum im Stadtgebiet 632 neue Wohnungen schaffen. Weitere Projekte in anderen Großstädten seien ebenfalls denkbar.
Wohnraum dürfe, so der Kölner Erzbischof bei seinem Medienempfang, kein Luxusgut sein. Der Mangel an bezahlbaren Wohnraum befördere die Tendenzen sozialer Spaltung. Woelki beschrieb eindrücklich, wie schwierig es für Normalverdiener sei, in der Metropole Köln eine Wohnung zu finden. Betroffen seien neben sozial schwachen Familien auch weite Teile des Mittelstandes – von der Krankenschwester bis zum Polizisten, vom Feuerwehrmann bis zum Straßenbahnfahrer.
Die Soziallehre verpflichte die Kirche zum Handeln. Deshalb werde das Erzbistum, bereits jetzt über eine kircheneigene Siedlungs- und Wohnungsbaugesellschaft mit Bestandsimmobilien auf Platz zwei in Köln, elf bestehende Siedlungen ausbauen und erweitern. Die Zahl der neuen Wohnungen orientiert sich dabei an der Bauzeit des Kölner Doms von 632 Jahren.
Der Erzbischof verband die Ankündigung für das Bauprojekt außerdem mit einer Sozial- und Gesellschaftskritik. „Wer nur noch SUVs vor der Türe parken sieht, nimmt das Leben einseitig wahr.“Woelki sieht den gesellschaftliche Grundkonsens in Gefahr und fürchtet den zunehmenden Einfluss radikaler Strömungen. Kirche müsse da anpacken, müsse sich (auch politisch) einmischen.
Das Kölner Projekt soll „in die Gesellschaft hineinwirken“und Anstoß sein für weitere unternehmerische Initiativen. Noch ist über das Investitionsvolumen und die mögliche Miethöhe nichts bekannt. Doch der Kardinal nahm Bezug auf eine Baumaßnahme in Aachen, bei der keine der Wohnungen teurer als 1000 Euro inklusive Nebenkosten ist. Angesprochen werden sollen, so der Projektentwickler der kirchlichen Aachener Wohnungsbaugesellschaft, auch in Köln alle sozialen Schichten – vom Hartz IV-Empfänger bis zum Professor.
Diese soziale Durchmischung sei grundlegend für den Erfolg solcher gemeinschaftsbildender Wohnprojekte. Die Aachener Gruppe verwirklicht derzeit auch Bauprojekte in Düsseldorf.