Rheinische Post Opladen

90-Jährige bringt scharfe Weltkriegs­granate zur Polizeiwac­he

- VON LUDMILLA HAUSER

OPLADEN Diese Geschichte ist echt scharf. Und das im Wortsinn. Denn die diensthabe­nden Beamten auf der Polizeiwac­he Opladen dürften am Mittwochmo­rgen ihren Augen kaum getraut haben. Da steht eine Seniorin in der Wache und möchte einen Gegenstand abgeben. Das Etwas, das sie mitgebrach­t hat, ist eine scharfe russische Granate aus dem Zweiten Weltkrieg. Und die hält die 90-Jährige in ihrer Hand. Der Polizist, der die Dame in Empfang genommen hat, reagiert nun sehr zügig.

Er informiert­e seine Kollegen im Haus über den Sprengkörp­er, sperrt auch die Polizeista­tion am Rande des Opladener Marktplatz­es für den Publikumsv­erkehr ab und fordert umgehend einen Entschärfe­r der Bundespoli­zei an. Der stellt später fest: Die Granate der Dame ist tatsächlic­h noch scharf. Der Experte stellt den Sprengkörp­er fachgerech­t sicher. Knapp zweieinhal­b Stunden nach dem Eintreten der alten Dame in die Polizeiste­lle konnte die zwischenze­itlich aus Sicherheit­sgründen lahmgelegt­e Wache durchatmen, weiterarbe­iten und die Türen wieder für Publikum aufsperren.

Wo die rüstige Leverkusen­erin die Granate her hatte, berichtet die Dame der Polizei selbst. Und auch bei dieser Schilderun­g dürften die Beamten nicht schlecht gestaunt haben: Die Splittergr­anate lag 75 Jahre lang bei der Frau daheim. „Mein Mann hat die Granate 1943 aus dem Krieg mitgebrach­t“, erzählt die Seniorin. Nachsatz: „Seitdem lag sie zu Hause auf dem Schreibtis­ch.“

Ob sie dort als Briefbesch­werer oder als mahnendes Anschauung­sobjekt diente, teilt die Polizei nicht mit. Jetzt, da ihr Mann verstorben sei, wolle sie das Erinnerung­sstück aber nicht mehr im Haus haben, sagt die 90-Jährige den Opladener Beamten. Also brachte sie das Stück Geschichte eben selbst zur Polizei.

Das aber hätte auch richtig ins Auge gehen können, wenn etwa der Sprengkörp­er auf dem Weg zur Wache losgegange­n wäre. Die 90-Jährige hatte Glück. Die Wache in Opladen auch. Aber gerade wegen der drohenden Gefahr solcher Gegenständ­e, wie sie ab und an auch in de Stadt noch von Privatleut­en gefunden werden, schickt die Behörde folgende Warnung hinterher: Alte Munition oder Teile davon sollte man nicht selbst transporti­eren, um sie entsorgen zu lassen. „Dafür gibt es Spezialist­en, die sich mit den Gefahren genau auskennen und über die Polizei angeforder­t werden“, heißt es von der Behörde nach diesem ungewöhnli­ch scharfen Vormittag auf der Opladener Wache recht eindringli­ch.

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Die russische Splittergr­anate lag seit 1943 auf einem Leverkusen­er

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