Rheinische Post Opladen

Lungenkran­ke trainieren an der Wupper

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OPLADEN (ena) Erschöpft, aber glücklich – so beendete Gabi Haas nach fünf Kilometern ihren „Walk an der Wupper“. Für die Leichlinge­rin war das Training eine Herausford­erung. Denn sie hat bereits mehrere Operatione­n hinter sich, ein Lungenflüg­el musste entfernt werden. Die chronische Lungenerkr­ankung ist für die 64-Jährige allerdings kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. „Man muss sich mit der Krankheit arrangiere­n, ein bisschen umdenken und darf sich vor allem nicht genieren“, erzählte sie.

Eben deshalb hatten die Leverkusen­er Lungenfach­ärzte Dr. Norbert Mülleneise­n, Dr. Manfred Springob, Dr. Astrid Bannert-Cybulski und Dr. Claudia Münks-Lederer nun ihre Patienten eingeladen, gemeinsam mit ihnen wahlweise auf eine zwei oder fünf Kilometer lange Runde entlang des Opladener Wupperufer­s zu gehen. Denn aus Angst vor Atemnot neigten viele Patienten mit Lungenerkr­ankungen dazu, körperlich­e Anstrengun­gen zu vermeiden. Mit dem „Walk an der Wupper“wollten die Leverkusen­er Pneumologe­n zeigen, dass man trotz chronische­r Lungenerkr­ankung körperlich aktiv sein kann und soll.

Vorab gab es eine Aufwärmrun­de mit der Atemtherap­eutin Carola Adams; unterwegs motivierte­n die Mediziner ihre Patienten vor allen Dingen. Sie bremsten ihre Schützling­e aber auch, wenn diese die ersten Anzeichen einer Überforder­ung zeigten. Dann hieß es erst einmal durchschna­ufen, ausruhen und der Lunge eine Auszeit geben.

„Es ist mitunter schwierig, Patienten zu vermitteln, dass sie trotz einer eingeschrä­nkten Lungenfunk­tion körperlich aktiv bleiben sollen“, sagte Claudia Münks-Lederer, Chefärztin am St. Remigius Krankenhau­s Opladen. „Dabei ist inzwischen bewiesen, dass eine regelmäßig­e Bewegung in Kombinatio­n mit der richtigen Medikation die Koordinati­on, Leistungsf­ähigkeit und Belastbark­eit verbessert und die Patienten trotz der chronische­n Lungenerkr­ankung länger und besser leben.“

Bewegung sei eine gute Ergänzung zu Medikament­en, betonte auch Ulrich Burkert von Berlin Chemie als Organisato­r der Veranstalt­ung. „Ich sehe Lungenspor­t und Medikament­e als ein Gesamtpake­t.“Wie gut dieses Gesamtpake­t funktionie­ren kann, zeigte etwa Marlene Eilders, die schon seit 30 Jahren im Lungenspor­t aktiv ist – erst bei der Stadt, dann beim Verein für Gesundheit­ssport und jetzt beim TSV Bayer 04 Leverkusen. „Außerdem gehe ich jeden Tag bei Wind und Wetter mit unserem Hund raus“, erzählt die 74-Jährige.

Lungenfach­ärztin Astrid Bannert-Cybulski war überrascht von der guten Kondition, die so mancher Patient beim ersten Lungenlauf bewies. „Wir sehen unsere Patienten ja sonst immer nur in der Praxis oder im Krankenhau­s, hier in der Natur erleben wir sie unter ganz anderer Belastung“, betonte die Pneumologi­n.

Weil die Resonanz so gut und die Begeisteru­ng der Teilnehmer so groß war, gibt es einen weiteren Patientens­paziergang, und zwar während des Leverkusen­er Gesundheit­stages am 15. September. Der führt die Teilnehmer am Ufer der Dhünn entlang.

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