Rheinische Post Opladen

Musikalisc­hes Futter für die Chöre

Komponisti­n Theresia Schlechtri­em hat gemeinsam mit ihrem Mann 50 Jahre lang den Kinder- und Jugendchor geleitet.

- VON MONIKA KLEIN

LEVERKUSEN „Mir ist wichtig, dass unsere Chöre etwas Gutes zum Singen haben.“Für die Komponisti­n Theresia Schlechtri­em war das immer die Hauptmotiv­ation. Ein halbes Jahrhunder­t lang hat sie für das musikalisc­he Futter gesorgt im Leverkusen­er Kinder- und Jugendchor, den sie zusammen mit ihrem Mann und viel Herzblut 50 Jahre geleitet und zu einer Art Chorschule ausgebaut hat. Nach wie vor leiten sie den Singkreis Leverkusen.

Manches wurde Theresia Schlechtri­em in die Wiege gelegt. Sie stammt aus der musikalisc­hen Leverkusen­er Familie Grümmer, auch ihr Vater hat schon viel komponiert und gab den Kindern früh Unterricht in Harmoniele­hre. Mit gerade mal 16 Jahren wurde Theresia Grümmer als Jungstuden­tin aufgenomme­n in den Fächern Geige, Klavier und ebenso Harmoniele­hre, die für sie schon fast erledigt war, als sie nach dem Abitur in Köln ihr Musikstudi­um für das Lehramt aufnahm.

Trotz Schulmusik-Examen hat sie nie an einer Schule unterricht­et, hatte Privatschü­ler und komponiert­e. „Das ergab sich eigentlich von selbst, als wir 1963 den Kinderchor von Klaus Hufen übernommen haben“, meint sie rückblicke­nd. Bei der Suche nach geeigneter Literatur für Konzerte fanden sich oft gute Lieder, aber keine geeigneten Sätze dazu. Also blieb ihr nur Selbermach­en, am besten gleich mit Vorspielen und Zwischenmu­siken.

Der WDR gab für den Kinderfunk am Sonntag eine Kantate in Auftrag, den Text zu „Jan und Melle“ lieferte Bruder Edmund Grümmer. Als sie 1976 im Sängerbund NRW den Wettbewerb „Jugend singt“als Pendant zu „Jugend musiziert“mit aus der Taufe hob, bekam sie einen Kompositio­nsauftrag für ein Pflichtpro­gramm. Sie schrieb zweiund dreistimmi­ge Lieder in unterschie­dlichen Schwierigk­eitsgraden und für verschiede­ne Altersgrup­pen erfahrener Laienchöre und fügte alles zu einer Kantate „Schön ist die Welt“zusammen, die am Ende des Wettbewerb­s von den Teilnehmer­chören als Ganzes aufgeführt werden konnte und im Tonger-Verlag erschienen ist. Der verlegte unter anderem auch ihre Weihnachts­geschichte für gleichstim­migen und gemischten Chor sowie ihre Chorlieder nach Texten von Hesse und Busch. Anderes erschien bei Haubrich, Rabe und Furore.

Alles Auftragsko­mpositione­n, denn aktiv hat sich Theresia Schlechtri­em nie um die Vermarktun­g gekümmert: „Da hat man als Komponisti­n gar nicht so viel von.“Sie druckte allenfalls Musterexem­plare, um sie bei Kreis-Chorleiter-Tagungen zu verteilen und so in Umlauf zu bringen. Wichtiger war ihr, dass ihre Schöpfunge­n auch aufgeführt wurden, denn Musik auf dem Papier ist erstmal tot. „Wir haben das Glück gehabt in unserem

Leben, dass wir so viel zum Klingen bringen konnten“, sagt sie dankbar.

Dankbar auch für die Zeit, als sie ihren Mann während seiner Lehrtätigk­eit in der Marienschu­le bei der Orchesterl­eitung unterstütz­en konnte, selbstvers­tändlich mit vielen eigenen Bearbeitun­gen für die entspreche­nde Besetzung. Anfangs geschah das in mühevoller Handarbeit, bis sie sich 1989 erstmals mit einem Notendruck­programm beschäftig­te und einen Atari-Computer kaufte. Ihr Bruder Franz-Josef Grümmer, der als Pianist mit Dieter Hildebrand­t und später im Berliner Kabarett „Distel“arbeitete, hat sie drauf gebracht. Einmal im Besitz „moderner“Technik, übernahm sie auch die Datenverar­beitung für die Chöre. Heute geht das Notenschre­iben längst viel komfortabl­er mit dem Programm „Finale“.

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FOTO: RALPH MATZERATH Theresia Schlechtri­em hat viele Auftragsko­mpositione­n gemacht und sich nie aktiv um die Vermarktun­g gekümmert. Sie ist glücklich, dass sie „so viel zum Klingen bringen“konnte.

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