Rissa und K.O.Götz: Leben für die Kunst
CHRISTOPH SCHMIDT Warum suchen sich bekannte Künstler häufig hoch begabte junge Künstlerinnen als Partnerinnen aus? „Um sich das ganze Leben über Kunst zu unterhalten“, beantwortet Kunsthistoriker Frank Schablewski die rhetorische Frage. Picasso und Francoise Gilot sind das wohl bekanntetes Beispiel für eine solche Konstellation. Oder Karl Otto Götz, Wegbereiter des deutschen Informel, und Rissa. 1965 heiratete Karin Martin ihren Lehrer, der im August 2017 im biblischen Alter von 103 Jahren starb. Ein Leben für Kunst: Das trifft auf beide zu. Rissa – ihr Künstlername erinnert an einen gemeinsamen Sehnsuchtsort in Norwegen – lehrte von 1975 bis 2003 als Professorin an der Kunstakademie Düsseldorf.
Zu ihrem 80. Geburtstag hat Hans-Jürgen Braun zusammen mit zwei befreundeten Sammlern eine Ausstellung im Kunstraum des Gewerbeparks-Süd organisiert. Es ist erst die zweite Schau des Künstlerpaares überhaupt und wurde extra für Hilden aus Leihgaben zusammengestellt. Zur Eröffnung am Sonntag, 9. September, um 11 Uhr (Hofstraße 64) hat sich auch Rissa Götz angesagt. Sie wird inzwischen als eigenständige Künstlerin wahrgenommen und tritt mehr und mehr aus dem Schatten ihres berühmten Ehemannes heraus. Sexualität, Erotik, Emanzipation, Umweltbedrohung und Tierwelt: Das sind ihre künstlerischen Themen. „Zu ihrer Zeit war das ungewöhnlich“, betont Kulturamtsleiterin Monika Doerr: „Sie hat und musste sich ihren Platz erobern.“Frank Schablewski kann ungemein lebendig über Kunst sprechen: „Karin Rissa hat die Ästhetik der Grafik auf die Malerei übertragen“, zeigt der Kunsthistoriker an ausgestellten Arbeiten. Wenn man etwas zurücktrete, würden ihre Bilder regelrecht plastisch. Das stimmt. K.O. Götz war Jäger. Es gebe ein Foto, wo er auf dem Eis fische. Zuvor hat er den Schnee mit einem Besen weggefegt, erzählt Schablewski – und deutet dann aufs Bild: Frappierend. Karl Otto Götz war in seinen letzten Lebensjahren blind, hat aber noch gemalt – mit Hilfe seiner Frau. Bis zum Schluss haben sie offenbar über Kunst diskutiert und philosophiert. „Liebe und Glück sind das Credo der Welt. Beide sind nicht vereinbar“, hat er in seinem Todesjahr 2017 notiert. Rissa hat geantwortet: „Liebe ist: dem Gegenüber Freiheit zu geben.“
Die Einführung am Sonntag übernimmt Frank Schablewski, die Weimer Sisters machen Musik. Die Ausstellung ist bis 12. Oktober zu sehen: Di bis Fr von 14 bis 18, Sa/So/Feiertage von 11 bis 16 Uhr. Am Sonntag, 30. September, liest Frank Schablewski eigene Gedichte und die anderer Lyriker in der Ausstellung (11 bis 12 Uhr).