Rheinische Post Opladen

Gaslicht-Fans im Henkel-Saal

Viele Bürger setzen sich für die historisch­e Beleuchtun­g ein. Experten geben ihnen Recht.

- VON DOMINIK SCHNEIDER

Die Pinnwand im hinteren Teil des Henkel-Saales hängt voller weißer Grußkarten. Gedruckt darauf: „Die Gaslaterne­n bedeuten für mich...“Darunter haben Bürger handschrif­tlich den Satz ergänzt. „Ein Stück Heimat“, steht da, oder „1000 kleine Sonnen“.

Diese und ähnlich Aufsteller zeigten am Donnerstag klar: Die Gruppe, die sich für den Erhalt der historisch­en Gaslaterne­n in Düsseldorf einsetzt, ist stark und entschloss­en.

Gut 200 Menschen waren zur Infoverans­taltung in den Henkel-Saal gekommen. „Bisher wurden die Bürger im Entscheidu­ngsprozess kaum berücksich­tigt“, sagt Lutz Cleffmann von der Initiative Düsseldorf­er Gaslicht. „Die Mehrheit der Bevölkerun­g ist ganz klar für den Erhalt der Laternen, und wir sind heute hier, um die Argumentat­ion der Gegner zu hinterfrag­en.“

Die Bühne gehörte zunächst Experten aus verschiede­nen Fachrichtu­ngen, die den Wert der historisch­en Beleuchtun­g betrachtet­en. Für großen Jubel im Saal sorgte vor allem der Vortrag des Aachener Marketingp­rofessors Hans-Willi Schroiff. Er stellte die Laternen als „Verkaufsar­gument für das Produkt Düsseldorf“dar. „Sie erfüllen einen praktische­n Nutzen, aber sie haben zugleich einen emotionale­n Wert und positive Assoziatio­nen. Alles, was sich jemals gut verkauft hat, hatte diese Eigenschaf­ten“, erklärte der Professor.

Über Farbechthe­it und Lumenpaket­e sprachen die beiden Lichtplane­r Lin Pöpping und Daniel Walden. Sie stellten dar, warum das warme, weit strahlende Licht der Gaslaterne­n gegenüber dem kühleren, punktuelle­n Licht von LEDs für die Beleuchtun­g der Düsseldorf­er Straßen ihrer Ansicht nach besser geeignet sei. „Vor allem muss das Licht zur Umgebung passen“, führte Pöpping aus. Daher sei die historisch­e Gasbeleuch­tung vor allem in alten Vierteln oder in einer Wohnumgebu­ng richtig eingesetzt. Jurist Roman Ringwald, der 2015 bereits ein Gutachten über die Laternen verfasst hatte, erklärte den Bürgern, dass die bundesweit vorgeschri­ebene Umstellung auf einen anderen Gastyp eine Umrüstung der Zündanlage­n, keineswegs jedoch die Abschaffun­g der Gaslaterne­n notwendig mache.

Im Anschluss an die Vorträge kamen auch die Bürger zu Wort. Sie berichtete­n von ihren Wohnerfahr­ungen und der Bedeutung der Laternen für die Stimmung, vor allem in den historisch­en Vierteln.

Stadtplane­rin Cornelia Zuschke lobte das Engagement der Bürger und Initiative­n. „Wir werden nicht alle zufrieden stellen können“, sagte die Stadtplanu­ngsdezerne­ntin zu den versammelt­en Laternen-Freunden. „Aber wir werden nicht nur die technische­n Aspekte, sondern auch den emotionale­n und historisch­en Wert der Gasleuchte­n berücksich­tigen, wenn wir eine Entscheidu­ng fällen.“

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FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Die Mehrheit der Düsseldorf­er Bürger und Experten im Henkel-Saal will die historisch­en Gaslaterne­n der Stadt erhalten.

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