850 Jahre Opladen: An der Wupper tagte einstmals das Rittergericht
OPLADEN Mit seinem so bekannten schwarzen Hut, nur echt mit der unverkennbar welligen Krempe, und einem breiten Lächeln im Gericht stellt sich Toni Blankertz vor seine Zuhörer. Denn Opladen feiert Geburtstag. Vor 850 Jahren wurde der ursprüngliche Name erstmals erwähnt. Im Rahmen des Geschichtsfest in der Villa führte Blankertz deshalb jetzt durch seinen Stadtteil.
Es sind die Keimzellen der einstigen Kreisstadt, die die gut 70 Interessierten besuchen wollen. Jene Zellen, die die Stadt einst zum Erblühen brachten, den Grundstein für all das Herzblut und die Identifikation legten. Dazu gehören vier große Orte: der Friedenberger Hof, auf dem die Ritter einst tagten, die Wuppperbrücke als schon frühe Hauptverkehrsader über den Fluss, die kirche Sankt Remigius im Herzen des Stadtteils und das Gut Ophoven.
Blankertz fängt an zu grinsen, sein Schnurbart zieht sich unter die Nase. „Ich hoffe, Sie sind alle gut zu Fuß“, scherzt er – und macht den ersten Schritt, die Zuhörer dicht hinter ihm. Es geht in Richtung des Friedenberger Hof. Fast ein wenig Unscheinbar steht das hübsche weiße Gebäude an der Straße Am Kreispark. Auffalllend sind eigentlich nur die dunkelgrünen und roten Fensterläden. Damals ritten hier Ritter ein und aus, heute ist das Gebäude Sitz der Geschäftsstelle des Bunds der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften.
Wie wichtig der Hof einst war, lässt sich aber nur erahnen. Blankertz sieht zur Dachspitze hinauf und blättert seine Spickzettel um. „Im Mittelalter tagte hier das Rittergericht“, sagt er dann. Drei Tage habe dieses gedauert – der Hof diente dabei jedoch nur als Ort, an dem sich der vorsitzende Graf hatte zurückziehen können. Denn die eigentliche Tagung hat unterhalb an der Wupper naher der Brücke stattgefunden. Neugierig schaut die Gruppe über ein kleines Mäuerchen gen Tal. Dort sollen sie sich wenig später wiederfinden. An dem Ort, an dem so manch armer Tropf zu empfindlichen Strafen verurteilt worden war. „Keiner der Anwesenden durfte den Platz der Verhandlungen verlassen – über all die Tage“, betonte Blankertz und macht klar, welch Tortour das gewesen sein musste. Zumeist habe man für die Anhörungen die Nähe zu strategisch wichtigen Bauwerken gesucht – wie Brücken oder Burgen.
Nachdem die Guppe weiterzieht in Richtung St. remigius und NaturGut Ophoven wird klar, wie groß, lebhaft und greifbar Geschichte in Opladen ist. Nach der kommunalen Gebietsreform, bei der die Kreisstadt Teil Leverkusens wurde, ist die gemeinsame Geschichte noch eine junge. Doch, so ist sich Michael Gutbier sicher, „sollten wir uns auf die Stärken besinnen. Leverkusen ist so vielfältig – eben wegen der unterschiedlichen Stadtteile“, sagt der OGV-Vorsitzende, der den Stadtspaziergang mit leitete. Wie ein Mosaikbild setze sich die Gesamtstadt zusammen. Einblicke in die Stadt(geschichte) gab es auch am Sonntag beim großen Geschichtsfest an der Villa Römer und mit weiteren Stadttouren.