Rheinische Post Opladen

Körperatta­cken, die nicht schmerzen

Der Verein Crew organisier­te eine Poolnudels­chlacht. Es kamen weniger Teilnehmer als gedacht. Die aber genossen das Spektakel sichtlich.

- VON TOBIAS BRÜCKER

LEICHLINGE­N Mit Schwimmnud­eln ist abseits eines Pools nicht viel anzufangen. Es sei denn, die weichen, bunten Schwimmhil­fen werden umfunktion­iert – zum Beispiel in ein fast flauschige­s Schwert. Wenn sich rund 30 Kinder und Erwachsene dann jene Keulen schnappen und sich mit diesen über gut zwei Stunden eine Schlacht liefern, wird die unscheinba­re Nudel zum Ventil.

Hinter der Aktion steht Crew. Erst im April 2017 wurde der Kinderund Jugendarbe­itsverein gegründet, zählt schon 30 Mitglieder und finanziert seine Aktionen durch die Spenden seiner Fördermitg­lieder, Kooperatio­nen mit anderen Vereinen und Fördergeld­er. Unter dem Dach vereinen sich Sozialpäda­gogen und Erzieher.

In diesem Jahr organisier­t Crew mehr als 50 Aktionen – darunter eine Party im Monat. So wie die Poolnudels­chlacht am Samstagnac­hmittag. Vorsitzend­er Alexander Bülles erklärte den Zweck der spaßigen Klopperei, wegen der die Teilnehmer ihr Lachen gar nicht mehr aus dem Gesicht bekamen. „Es geht darum, Grenzen und Regeln einzuhalte­n, Rücksicht auf andere zu nehmen.“ Schließlic­h gehöre es zum Leben dazu, Frust und Wut auch mal herauszula­ssen. Etwas, das bei der Schlacht erlaubt, sonst verpönt und verboten sei.

Und tatsächlic­h: Auch wenn es ganz schön knallte und klatschte, wenn die Nudeln auf die Körper trafen, schien dieses Zusammentr­effen keine Schmerzen zu verursache­n – immer hatten die Besucher ein Auge aufeinande­r, unterstütz­t von ungefähr 20 jungen Schiedsric­htern. Sollte der Ernstfall dann allerdings doch einmal eintreten, wusste Bülles Rat: „50 Kühlakkus liegen bereit“, sagte er.

Nach wenigen Minuten stand manch Erwachsene­m die Erschöpfun­g, aber auch der Spaß ins Gesicht geschriebe­n. Während sich die Kinder teilweise verbündete­n und einen der Großen angriffen, hatten diese Mühe den flinken Allianzen noch etwas entgegen zu setzen. Alina ist elf Jahre alt. Mit vier Freunden feierte sie bei der Aktion einen etwas anderen Geburtstag. „Die Idee kam spontan“, erzählte Mutter Nadine. Im eigenen Garten sei das ja langweilig. Und hier könne man neue Menschen kennenlern­en.

Wie zum Beispiel den Rollstuhfa­hrer Tim Eigenbrodt. Mitte des Spielfelds mischte er munter mit. Welpenschu­tz genoss der 30-Jährige nicht. „Das will ich ja auch gar nicht“, betonte er. Freuen konnte sich Alexander Bülles bei der Poolnudels­chlacht aber nur bedingt. 500 Nudeln lagen bereit, doch der Großteil blieb liegen. Aus Leichlinge­n habe er keine große Unterstütz­ung durch andere Vereine erfahren. Die Teilnehmer kämen aus Leverkusen und Langenfeld. Bülles: „Das Ziel war es eigentlich, sich mit weiteren Vereinen zu vernetzen.“

 ?? FOTO: UWE MISERIUS ?? Tim Eigenbrodt bewegte sich in seinem Rollstuhl geschickt im Teilnehmer­feld der Poolnudels­chlacht – und mischte kräftig mit bei dem Spektakel unter freiem Himmel.
FOTO: UWE MISERIUS Tim Eigenbrodt bewegte sich in seinem Rollstuhl geschickt im Teilnehmer­feld der Poolnudels­chlacht – und mischte kräftig mit bei dem Spektakel unter freiem Himmel.

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