Die Liebe zur Vespa riecht nach Erdbeere
Sie knattert, fährt nicht besonders schnell und ist trotzdem ein echter Hingucker: die Vespa. Die 35 Mitglieder des Vespa-Clubs Düsseldorf teilen eine gemeinsame Leidenschaft und sind dadurch zu einer kleinen Familie geworden. In die passt aber nicht jede
Der Geruch von Öl vermischt mit einem Hauch von Erdbeere: Das besondere, rote Zweitaktöl soll die Kö am 23. September in eine süßliche Duftwolke hüllen. Beim Radrennen „Rund um die Kö“will der Vespa-Club Düsseldorf zeigen, dass die knatternden Fahrzeuge gar nicht stinken, sondern ein besonderes Lebensgefühl vermitteln. Das ist eine Mischung aus jung bleiben, Gemütlichkeit, Familie, Tradition und Leidenschaft
Jung bleiben – das schafft Sigrid Bödicker, indem sie sich täglich runter vom Sofa auf die Vespa schwingt. 1983 kaufte sie sich ihre erste Vespa, weil sie sich damals kein Auto leisten konnte. Sechs Jahre später wollte sie den Roller loswerden und sich einen neuen zulegen. Da stieß sie auf den Vespa-Club Düsseldorf. Seitdem ist sie mit der Vespa schon weit gekommen, sogar bis nach Rumänien. Gemeinsam mit ihrem Mann Uwe Bödicker, der natürlich auch Vespa fährt, sind sie mit dem Wohnmobil losgefahren – die Vespas immer im Schlepptau. Vor Ort haben sie insgesamt 700 Kilometer mit den Motorrollern zurückgelegt. Das dauerte natürlich seine Zeit, denn mit einer Vespa rast man nicht.
Gemütlichkeit und Familie „Eine Vespa ist kein Motorrad“, sagt Irene Brock, stellvertretende Vorsitzende. Mit der Vespa sei man gemütlich unterwegs, wer rasen möchte, passe nicht in den Club. Der trifft sich immer mittwochs im Vereinsheim des Kajak-Clubs Hamm. Bei Pizza, Bier und Rhabarberschorle klönen die Liebhaber, pflegen ihre Freundschaften und besprechen die nächsten Touren – alles ganz gemütlich. So steht am 23. September beispielsweise die „Vespa Sternfahrt“auf der Kö an, beim Radrennen „Rund um die Kö“. Dafür soll ein kollektives Scherpenbasteln stattfinden, Zweitaktöl mit einer Erdbeer-Duftnote soll die Besucher mit dem Vespa-Fieber anstecken.
Tradition „Der Vespa-Club ist aber nicht irgendeine Gruppe, der man auf Facebook folgen kann“, sagt der Vorsitzende Tillmann Siebott – Auf eine Veranstaltungsankündigung in dem selbigen Netzwerk wollen sie für den 23. September aber nicht verzichten. „Wer möchte, kann vorbeikommen. Wenn es passt, darf man Mitglied werden, aber nicht am ersten Abend.“Insgesamt brauche man nichts Spezielles, um Mitglied werden zu können. Man müsse einfach in die Welt passen. „Eine Vespa haben“, sagt Siebott. „Und natürlich eine gültige Fahrerlaubnis“, fügt Brock hinzu. Die nötige Fahrerlaubnis sei von der Größe des Hubraums abhängig: „Ab 50 Kubik braucht man einen Motorradführerschein“, sagt Brock. Wichtig sei natürlich auch die Leidenschaft für den Motorroller. „Es ist unglaublich, wie man ein Blech so rund bekommen und so viel Sex reinbringen kann“, sagt Siebott. Von der neuen Modeerscheinung, dass jeder eine Vespa in einer Pastellfarbe fahren möchte, hält er nicht viel. „Die Vespa-Snobs passen meistens nicht hier rein.“
Leidenschaft Alle 35 Mitglieder teilen die selbe Liebe zu dem Motorroller. Im Schnitt hat jeder zwei Vespas: Eine für besondere Anlässe, eine für den täglichen Gebrauch und vielleicht noch eine zum Basteln. Da kann es schon einmal vorkommen, dass zweieinhalb Vespas in der Garage stehen. „Die ist so gut wie Schrott“, sagt Michael Scholz über die halbe. Der 65-Jährige hat sie von einem Garagennachbarn geschenkt bekommen und wollte sie jetzt wieder aufbauen. Angefangen hat alles vor 25 Jahren mit einer kleinen Vespa mit einem Hubraum von 50 Kubikzentimeter. Irgendwann war ihm der Roller aber zu langsam. Er hat festgestellt, dass er mit seinem alten Führerschein auch größere Roller fahren darf. „Dann fing das Vespa-Fieber an“, sagt Scholz. Nach und nach hat er „alle möglichen Chromteile“verbaut. So hat er sich immer mehr in die Sache hineingesteigert und sei bis heute infiziert.