Hurrikan „Florence“trifft US-Küste
Dutzende Menschen in North Carolina sind von Wassermassen eingeschlossen, sie werden aus überfluteten Häusern gerettet. Hunderttausende haben keinen Strom. Auf den Philippinen fürchten die Menschen den Taifun „Mangkhut“.
MYRTLE BEACH (dpa) Meterhohe Flutwellen, umgeknickte Bäume und peitschender Regen: Der Wirbelsturm „Florence“trifft auf North Carolina und schon seine Vorboten haben extreme Wetterbedingungen in die Region gebracht. Als es hell wird am Freitagmorgen, stehen in mehreren Orten in dem Bundesstaat an der Südostküste der USA Straßen unter Wasser. In mehreren hunderttausend Haushalten ist der Strom weg, Häuser sind zerstört.
Zu den Orten, die mit am schlimmsten mit den Folgen des Sturms zu kämpfen haben, zählt die kleine Stadt New Bern nördlich von Wilmington. Dort tritt der Neuse River über die Ufer. Auf Videos ist zu sehen, wie sich das Wasser durch Straßen schiebt. Helfer retten am Morgen 200 Menschen aus ihren überfluteten Häusern, weitere 150 sitzen zunächst noch fest.
Auf der Insel Buxton im Atlantik, die etwa 50 Kilometer vor dem Festland von North Carolina liegt, trotzt eine Radioreporterin dem Sturm und sendet weiter von ihrer Station aus. Mary Helen Goodloe-Murphy versorgt ihre Hörer mit Musik und informiert über die Wetterentwicklungen. Andernorts ist die Angst vor den Wassermassen, die noch kommen könnten, groß. Weil es so stark regnet und es meterhohe Flutwellen gibt. An der Küste von North und South Carolina münden mehrere Flüsse ins Meer, auch in Städten weiter im Landesinneren könnte es zu Überflutungen kommen.
„Florence“bewegt sich extrem langsam, das macht die Lage so gefährlich, auch wenn der Sturm, der Windgeschwindigkeiten von 150 km/h erreicht, mittlerweile auf die Kategorie eins heruntergestuft wurde. Das Zentrum könnte sich mit starkem Wind und ergiebigen Regenfällen lange über der Küstenregion halten. Experten rechnen damit, dass sich die Wasserlast von „Florence“bis zu vier Tage lang auf das Land ergießt.
Auch in South Carolina sind die Ausläufer des Sturms schon spürbar. In der bei Touristen beliebten Küstenstadt Myrtle Beach kommt es zu heftigen Windböen, Regen peitscht gegen Fenster. Am Donnerstag trat um 19 Uhr eine Ausgangssperre in Kraft. Aber nicht jeder hält sich in der Nacht daran. Vor einem „Waffle House“im Nordwesten der Stadt parken mehrere Autos, die gelb-schwarze Leuchtreklame des Schnellrestaurants verspricht Hungrigen Zuflucht. Die Kette hat sich einen Namen damit gemacht, dass ihre Restaurants bei schweren Stürmen und Unwettern auch dann geöffnet bleiben, wenn andere längst geschlossen haben. Auf dem speckigen Grill braten fettige Kartoffelpuffer und Burger. Wie lange sie geöffnet bleiben wollen? Bis man kein Essen mehr habe.
Am Morgen sind nur wenige Autos auf den Straßen der Touristenstadt unterwegs. An einer Kreuzung schaukeln die Ampeln an ihren Kabeln bedrohlich hin und her. Palmen biegen sich im Wind, vereinzelt brechen Zweige ab. In einem Hotel im Nordwesten der Stadt harren ganze Familien aus, Kinder spielen auf den Fluren. Das Schlimmste ist noch nicht vorbei.
Auf der anderen Seite der Erdkugel, wo die großen Wirbelstürme Taifun genannt werden, bereiten sich die Philippinen auf ein Unwetter vor, das „Florence“an Zerstörungskraft noch übertreffen könnte. Der Taifun „Mangkhut“nähert sich vom Pazifik aus in Richtung Südchinesisches Meer und wird dabei am Samstag über die Nordspitze der Philippinen ziehen. In ihm wurden Windgeschwindigkeiten bis 255 Kilometer pro Stunde gemessen. Rund fünf Millionen Menschen wurden aufgefordert, feste Gebäude nicht zu verlassen und Schutz zu suchen. An der Küste werden Flutwellen von bis zu sechs Meter Höhe befürchtet. Ähnlich wie in den USA rechnen die Behörden mit heftigen Regenfällen und Erdrutschen. Es werden schwere Schäden an der Infrastruktur erwartet. Von den Philippinen aus zieht der Taifun den Berechnungen zufolge Richtung Südchina und Vietnam weiter.