Bundesregierung: Eine Million E-Autos erst 2022
BERLIN (dpa/rtr) Deutschland kommt bei der Verbreitung von Elektro-Autos weniger schnell voran als ursprünglich geplant. „Ausgehend von der derzeitigen Marktdynamik verschiebt sich das Eine-Million-Ziel voraussichtlich auf 2022“, heißt es im Fortschrittsbericht der „Nationalen Plattform Elektromobilität“(NPE), der am Mittwoch an Kanzlerin Angela Merkel übergeben wurde. Ursprünglich sollte diese Marke schon 2020 erreicht werden. Merkel und Verkehrsminister Andreas Scheuer äußerten sich dennoch zufrieden. Merkel verwies auf den weltweit höchsten Zuwachs der Zulassungszahlen für E-Autos 2017.
Bis Ende des vergangenen Jahres wurden in Deutschland nach dem NPE-Bericht insgesamt 131.000 E-Autos zugelassen. Mit 54.617 Neuzulassungen gelang eine Steigerung um 117 Prozent gegenüber dem Vorjahr, die weltweit höchste Zuwachsrate. Die Weichen für den Einstieg in den Massenmarkt seien gestellt, sagte NPE-Chef Henning Kagermann. Deutschland schließe zu den internationalen Vorreitern auf. „Es hat sich viel getan.“Bis 2020 werde es mehr als 100 E-Auto-Modelle von deutschen Herstellern geben. Deutschland werde zudem Ende des Jahres das weltweit erste flächendeckende Ladenetz an Autobahnen haben. Die Zahl der Ladestationen habe sich in jüngster Zeit vervielfacht.
Das Fehlen von Ladestationen galt bislang, neben dem vergleichsweise hohen Preis der Fahrzeuge und deren verglichen mit einer Tankfüllung geringen Reichweite je Batterieladung, als einer der Hauptgründe für die Zurückhaltung der Käufer. Laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) sind für eine Million E-Autos auf den Straßen 70.000 Normal-Ladepunkte und 7000 Schnell-Ladepunkte nötig. Zuletzt zählte der BDEW 13.500 öffentliche und teilöffentliche Ladepunkte – etwa in Parkhäusern und Hotels.
Weltweit rechnet die NPE mit einer massiven Verbreiterung des E-Auto-Absatzes in den nächsten Jahren. Bis 2025 werde der Neuzulassungsanteil auf 15 bis 25 Prozent steigen – das wären für Deutschland zwei bis drei Millionen E-Autos. Langfristig seien bis 2030 sogar rund sechs Millionen realistisch.
Merkel äußerte die Hoffnung, dass Deutschland zusammen mit europäischen Partnern eine eigene Fertigung von Batteriezellen aufbaut.
Verkehrsminister Scheuer räumte einen holprigen Start ein. Deutschland hole bei E-Autos aber auf. Nun komme es auf eine Verbreiterung der Arbeit an der Elektromobilität über den Autobereich hinaus an. Teil dessen ist, dass die Arbeit der NPE in einer Expertengruppe für den Klimaschutz im Verkehrsbereich aufgehen soll. Die vom Bundeskabinett beschlossene „Nationale Plattform zur Zukunft der Mobilität“soll Lösungen für einen bezahlbaren und klimafreundlichen Verkehr entwickeln. „Die Zuwachsraten sind positiv, trotzdem müssen wir jetzt auch durchstarten“, forderte Scheuer. Die Notwendigkeit neuer Förderinstrumente oder Fördermittel sieht er nicht. Zur Forderung der NPE, den Umweltbonus für E-Autos zu verlängern, äußerte sich Scheuer ausweichend.