Rheinische Post Opladen

Museums-Kuratoren bei der Arbeit

Wir haben Stefanie Kreuzer und Fritz Emslander vom Museum Schloss Morsbroich einen Tag lang begleitet.

- VON MONIKA KLEIN

SCHLEBUSCH Was machen die Kuratoren eines Museums eigentlich, wenn sie nicht gerade eine Ausstellun­g eröffnen? Und warum braucht ein Haus wie Schloss Morsbroich gleich drei davon (wobei die Direktoren-Stelle derzeit unbesetzt ist)? Nur wenige wissen, wie der Berufsallt­ag eines für die Stadt tätigen Kunsthisto­rikers aussieht, und manche mutmaßen gar hinter vorgehalte­ner Hand, dass da viel Kaffee getrunken wird. Um Einsicht zu bekommen, haben wir die Kuratoren Fritz Emslander und Stefanie Kreuzer an einem ganz normalen Arbeitstag besucht.

Das Museum ist gerade wegen Umbau geschlosse­n, sämtliche Räume sind voller Kisten, es wird gebohrt, gesägt, geschraubt – wie auf einer Baustelle. Stefanie Kreuzer hat die „Bauleitung“beim Aufbau der Ausstellun­g „Der flexible Plan. Das Rokoko in der Gegenwarts­kunst“, die am 23. September öffnet. Das aufwendige Projekt hat Markus Heinzelman­n vor seinem Weggang im März vorgeplant, sie hat es übernommen und Heike van den Valentyn als Gast-Kuratorin hinzugehol­t. Sonst wäre die Schau nicht termingere­cht zu stemmen gewesen.

Beim Aufbau in beiden Schlosseta­gen, den einige der Künstler persönlich vornehmen, sind beide ständig präsent. Jeder Arbeitstag ist in den letzten Wochen genau geplant worden, Kunsttrans­porte und die entspreche­nden Handwerker bestellt. Und zwar so, dass man sich nicht gegenseiti­g behindert oder gar ausgepackt­e Werke beschädigt. In jedem Raum hängt eine Arbeitsanw­eisung. Und ausgepackt wird – immer mit den richtigen Handschuhe­n – nur im Beisein der Restaurato­rin, die den Zustand jedes Werkes präzise dokumentie­ren muss. Die Kuratorinn­en fotografie­ren jeden Arbeitssch­ritt. „Ich kann mich nach drei Monaten nicht mehr genau an die Verpackung erinnern“, erklärt Kreuzer. Wenn die Handwerker um 17 Uhr Feierabend machen, kann sie in ihr Büro gehen und die Mails abarbeiten, die über Tag aufgelaufe­n sind, und noch ausstehend­e Texte für die Kunstvermi­ttlung, für die sie ebenfalls zuständig ist, und Reden verfassen. Auch die Museums-App, die ein profession­elles Unternehme­n entwickelt und gesponsert hat, muss noch besprochen werden. Nebenher ist sie so etwas wie Reiseleite­rin für auswärtige Künstler, die unterzubri­ngen waren und nun das Wochenende durcharbei­ten werden – begleitet von den Kuratorinn­en. Die Öffentlich­keitsarbei­t (Pressetext­e, Folder, Einladungs­karten, Plakate) ist Fritz Emslanders „Zusatzjob“neben der kommissari­schen Leitung. Parallel arbeitet er an künftigen Projekten, immer an drei Ausstellun­gen zugleich, wobei sich jede in einer anderen Phase befindet. 40 bis 50 Mails müssen dazu täglich verarbeite­t und beantworte­t werden. Dazu kommen Anfragen aus der Politik. Mit eineinhalb Jahren Vorlauf beginnt die Konzeptpha­se mit Recherchen in der eigenen und fremden Bibliothek­en. Es gibt Gespräche mit Künstlern und Galeristen, ein erstes Budget muss erstellt werden und ein Konzept mit Bildern, um Anträge für Drittmitte­l schreiben zu können, auf die man unbedingt (bis zu 80 Prozent) angewiesen ist.

Parallel läuft für die Schau in Phase zwei die Planung für den Leihverkeh­r mit Anfragen an Künstler, Sammler und Museen. Für jedes Werk werden Verträge geschlosse­n, Versicheru­ngswerte ermittelt und Transportf­ragen (mit Kurier, Bau von Transportk­isten) geklärt. Gleichzeit­ig wird am Katalog gearbeitet, damit der zur Ausstellun­g vorliegt. „Da muss ein ganzes Buch erstellt werden“, erklärt Emslander, der nicht nur selbst Texte schreiben, sondern externe Autoren und eventuell Übersetzer und Grafiker beauftrage­n muss. In der Endphase wird der zweiwöchig­e Aufbau minutiös geplant, damit alles ineinander greift, wie derzeit drüben im Museum. „Überraschu­ngen gibt es dann immer noch“, weiß er.

Die Kunsthisto­riker sind aber nicht nur Kuratoren, sondern auch Kustoden, die sich um die Sammlung kümmern. Dazu gehören neben Leihanfrag­en anderer Museen oder Detailfrag­en von Unis, Wissenscha­ftlern, Studenten und Verlagen auch Kooperatio­n mit Sammlern und die Annahme von Schenkunge­n, die erfreulich­erweise immer noch hereinkomm­en. Unterbroch­en wird dieser Arbeitstag durch die Teilnahme am Betriebsau­sschuss KSL.

 ?? FOTO: RALPH MATZERATH  ?? Stefanie Kreuzer und Fritz Emslander an der Schaukel-Installati­on von Markus Schinwald.
FOTO: RALPH MATZERATH Stefanie Kreuzer und Fritz Emslander an der Schaukel-Installati­on von Markus Schinwald.

Newspapers in German

Newspapers from Germany