Facebook-Party mit einem Autokraten
Der Hausherr Ditib schweigt. Der Besuch des Staatspräsidenten Erdogan stellt die Polizei vor schwere Aufgaben.
Es gibt Jobs, die möchte man nicht wirklich haben, den des Kölner Polizeipräsidenten etwa. Er soll einen Großeinsatz vorbereiten, von dem noch gar nicht klar ist, wie genau er ablaufen soll. Dabei steht der Termin für das so umstrittene Ereignis schon länger fest. Die Rede ist vom Besuch des türkischen Staatspräsidenten Erdogan am Samstag in Köln, wo der Autokrat von eigenen Gnaden die Moschee eröffnen soll.
Der Hausherr, die Ditib, hält sich mit Angaben zum Ablauf der Veranstaltung sehr zurück, ist aus dem Präsidium zu hören. Das macht es Jacobs und seinen Mitstreitern nicht eben einfach. Der Aufwand, den aus Sicht vieler Kritiker ungebetenen Gast zu schützen, ist riesig. Ein halbes Stadtviertel muss teilweise abgesperrt und überwacht werden, auf Großbaustellen wird nicht mehr gearbeitet, Schulen im Bezirk müssen Veranstaltungen umplanen. Auch Leverkusener dürfen sich freuen, denn aus Sicherheitsgründen könnte zeitweilig der Kölner Autobahnring gesperrt werden. Wann und wo? Das weiß keiner.
In anderen Belangen ist die Ditib sehr aktiv. In einem Facebook-Aufruf lädt sie „alle deutschen und türkischen Freunde und Freundinnen“zum Mitfeiern vor der Moschee ein. Das ist etwa so, als wenn Teenies per Facebook zur „Sturmfreie-Bude-Party“bitten. Man weiß nie, wer alles kommt.
Die Polizei rechnet mit 5000 „Gästen“, die sich zu den angemeldeten Demo-Teilnehmern addieren könnten. Sicher ist auch das nicht. Eine kommt auf jeden Fall nicht: Die Kölner Oberbürgermeisterin Reker, die erst so gerne kommen wollte und sich eingeladen fühlte. Sie hat abgesagt, weil sie nicht reden darf.
Polizeipräsident Jacobs, der sich bisher nicht aus der Ruhe bringen ließ, knobelt im Vorfeld also an einer Gleichung mit vielen Unbekannten. Ob sie aufgeht, wird sich am Samstag zeigen. Am Montag nach dem brisanten Einsatz-Wochenende erwartet den Chef der Polizei von Köln und Leverkusen weit Angenehmeres. Der hiesige Stadtrat hat ihn zu seiner Sitzung eingeladen. Mit klaren Angaben zu Ort und Zeit, versteht sich. So lässt sich arbeiten. Bernd Bussang