Tanz und Jonglage in Frühlings-Farben
Deutschlandpremiere auf der Forum-Bühne: „Gandini Juggling & Alexander Whitley“zeigten die Produktion „Spring“.
LEVERKUSEN Am Anfang sind die Beteiligten trotz einheitlich grauer Kleidung relativ klar zuzuordnen. Fünf Jongleure der Londoner Crew von Sean Gandini halten Bälle oder Ringe in der Luft, vier Tänzer aus Alexander Whitleys Dance Company bewegen sich einzeln oder gemeinsam dazwischen zur Musik. Oder sie stehen gegenüber und zählen die Würfe bis 100, beziehungsweise geben die rhythmischen Sprachanweisungen für Farben und Wechsel. Doch im Laufe der Vorstellung „Spring“scheinen die einen von den anderen zu lernen, und es wird immer schwieriger die Herkunft und Ausbildung der Mitwirkenden zu unterscheiden. Ja, mitunter sind sogar die Körperteile so verknotet und verschränkt, dass sie sich nicht so schnell zuordnen lassen. Wem gehört jetzt welcher Arm, unter wessen Bein wird der Ball in die Luft geworfen?
Die neue Produktion „Spring“, die am Mittwoch als Deutschlandpremiere auf Einladung von KulturStadtLev im Forum zu sehen war, spiegelt sozusagen die Geschichte der beiden Bühnen-Künstler Gandini und Whitley, die irgendwann bemerkten, wie groß die Schnittmenge von virtuoser Jonglage und zeitgenössischem Tanz ist. Unter ästhetischen Aspekten sowieso, auch was die unerbittliche Präzision der Bewegungen angeht, die doch für den Zuschauer so leicht und mühelos erscheinen sollen. Beide Künstler wollen mit ihren Choreografien Geschichten erzählen, verblüffen, bezaubern und (mit derselben Art von Humor) erheitern.
Vor zwei Jahren wurden Gandini Juggling und die Alexander Whitley Dance Company bereits mit ihrer ersten gemeinsamen Show „4x4 Flüchtige Strukturen“im Forum gefeiert. Die gleiche Begeisterung löste auch ihr zweites Dialog-Projekt „Spring“aus, in dem auf unterschiedliche Art die Farben des Frühlings durchkonjugiert wurden, in rhythmischer Sprache, Hintergrundbeleuchtung und dem Anstrich der Jonglage-Ringe, mit denen Momente zwischen Faszination und Verwirrung ausgelöst wurden. Da hielten die Artisten nebeneinander und synchron vier weiße Ringe in der Luft, die auf das Kommando „change“gedreht wurden und so die Farbe wechselten. Grün, gelb, rot oder blau waren immer zugleich am höchsten Punkt, die tanzenden Kollegen riefen jeweils die obere Farbe und ließen manchmal eine aus, so dass sich ein rhythmisches Muster ergab. Wie die Nummer mit fliegenden weißen Bällen vor schwarzem Samt wurde auch hier mit Illusion und der Wirkung von Licht und Schatten gearbeitet. Manchmal mit dreifacher Beleuchtung, die bewegte Schattenbilder auf der Rückwand verdreifachte. Und dann wurde, selbstverständlich nach genau ausgeklügelten Regeln, munter und mit scheinbarer Leichtigkeit weitergespielt und dabei immer neue Konstellationen, Formen und Farben gefunden. In dieser Phase war die Symbiose beider Gruppen, beziehungsweise Tanz und Jonglage perfekt. Ein beeindruckender Abend zum Spielzeitmotto „Querdenker“.