Sanierungsstau bei Sportstätten wächst auf 31 Milliarden Euro
BERLIN In Deutschland werden Sieger im Sport erwartet. Olympische Spiele, Weltmeisterschaften – Athleten sollen abliefern. Das klitzekleine Problem an der Erwartungshaltung: die Trainingsstätten vor allem für die Basis sind hierzulande in einem desolaten Zustand. Nach Berechnungen des Deutschen Städte- und Gemeindebundes wird der Bedarf auf 31 Milliarden Euro geschätzt, um die größten Löcher bundesweit zu stopfen. Für die Bundesregierung sind solche Rechnungen nicht belastbar genug. Und dementsprechend sieht man in Berlin wohl auch nicht den dringendsten Handlungsbedarf. Das geht zumindest aus einer Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion hervor.
„Die Bundesregierung verschließt die Augen vor dem riesigen Sanierungsbedarf von Sportstätten. Es gibt nur Schätzungen, aber keine belastbaren Zahlen. Bund und Länder müssen wieder einen gemeinsamen Sportstättenentwicklungsplan erheben“, sagt Britta Dassler, die sportpolitische Sprecherin der FDP. „Wir erwarten von unseren Schulkindern, aber auch den Sportlerinnen und Sportlern Höchstleistungen und wollen erfolgreich sein. Dafür braucht es taugliche Trainingsstätten in der Breite. Die kommunalen Sportstätten verfallen immer mehr, weil der Bund ihnen immer mehr Aufgaben und Ausgaben aufhalst. Das müssen wir ändern, sonst verbaut der Bund den Kommunen die Chance, intakte Sportstätten zu entwickeln.“
In NRW wird derzeit mit Hochdruck an einer unkonventionellen Lösung gearbeitet. Im bevölkerungsreichsten Bundesland sollen nach vorsichtigen Schätzungen 2,5 Milliarden Euro fehlen, um alle Turnhallen, Sportplätze und Schwimmbäder wieder instandzusetzen. Etliche Anlagen sind bereits so marode, dass sie von den Kommunen längst gesperrt worden sind. Die Landesregierung will nun das Geld nicht über den offiziellen Haushalt bereitstellen, sondern über einen Umweg. Die NRW-Bank gewährt demnach zinslose Darlehen, das Land NRW würde dann die Tilgung des Kredits übernehmen.
Für die Kommunen fielen so keine Kosten an, und flächendeckend könnte schnell spürbar etwas Hilfe ankommen. Eigentlich wollte Laschet das Projekt schon längst vorgestellt haben, doch die Verhandlungen hinter den Kulissen ziehen sich offenbar. Um allerdings für die nächste Landtagswahl noch einen spürbaren Schub zu bekommen, muss Laschet noch in diesem Jahr liefern, sonst würde die Zeit zu knapp. Die Kooperation mit dem landeseigenen Kreditinstitut würde das Projekt mindestens realistisch werden lassen.
Es ist an der Zeit, finanziell nachzubessern. Deutschland hat zarte Hoffnungen, sich für die Olympischen Spiele 2032 zu bewerben. Dazu wäre es dienlich, wenn es nicht zu viele Baustellen gäbe.