300 Kandidaten hoffen auf „Volltreffer“
Beim Job Speed Dating des Jobcenters am 11. Oktober in der BayArena sind 40 Firmen am Start, die Mitarbeiter suchen.
LEVERKUSEN Wenn am 11. Oktober 300 Menschen genau dort einlaufen, wo normalerweise die Mannschaft von Bayer 04 auf das Spielfeld drängt, dann erhoffen sie sich an diesem Tag keine Tore, aber einen Treffer auf dem Arbeitsmarkt. Denn im VIP-Bereich warten 45 Arbeitgeber mit 2470 offenen Stellen, die händeringend geeignete Mitarbeiter suchen. Beide Seiten werden hier bei einem Job Speed Dating aufeinandertreffen, in der Hoffnung, dass manches passt.
Viele Arbeitssuchende warten schon lange auf die Chance, sind aber bisher bereits in der ersten Bewerbungsphase durch das Raster gefallen, weil sie entweder zu alt, zu lange arbeitslos waren oder nicht den gesuchten Abschluss vorweisen konnten. Viele sind entmutigt, weil sie nicht einmal zum Bewerbungsgespräch eingeladen wurden, weiß Renate Helff als Geschäftsführerin des Jobcenter AGL. Und sie weiß auch, dass viele motivierte Menschen darunter sind, die ernsthaft eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung suchen, deren Vermittlung aber durch das Jobcenter bisher nicht gelungen ist. Deswegen hat man sich dort ein neues Format der Vermittlung überlegt, das in Köln bereits erfolgreich gelaufen ist: das Job Speed Dating mit Kurzgesprächen von zehn Minuten. Beim persönlichen Kennenlernen, was vielen Bewerbern aufgrund ihres Lebenslaufs grundsätzlich verwehrt wird, kann der Arbeitgeber schnell abklopfen, ob sein Gegenüber ins Team passt, ob man es gerne näher kennenlernen möchte. In dem Fall werden direkt Gesprächstermine oder Probearbeiten vereinbart, manchmal sogar ein Arbeitsvertrag unterschrieben.
In Köln lag die Erfolgsquote zwischen 30 und 40 Prozent, die zu erreichen wäre ein Traum für das Leverkusener Jobcenter, das sich ein halbes Jahr lang gezielt auf das Job Speed Dating vorbereitet hat. Mitarbeiter durchsuchten ihren Kundenstamm nach geeigneten Personen, die tatsächlich arbeitswillig sind, bisher aber bestenfalls mit einem „Sie hören von uns“nach Hause geschickt wurden und entsprechend entmutigt sind und nun freiwillig teilnehmen möchten.
300 Kandidaten wurden von der Wirtschaftsakademie Am Ring entsprechend gecoacht, außerdem half man ihnen, die Bewerbungsunterlagen zu vervollständigen. Für das Dating wurden kompakte Bewerbungsflyer erstellt, auf denen Arbeitgeber seine Gesprächsnotizen machen und eventuell die ausführlichen Unterlagen digital anfordern kann.
Dazu wurde eine Jobcloud mit allen Stellenausschreibungen in unterschiedlichen Einsatzbereichen eingerichtet, über die Bewerber ihre Speed Datings planen können. „Von Hilfskraft bis zum promovierten Akademiker ist alles dabei“, sagt Julia Frey, Geschäftsführerin der Wirtschaftsakademie, die bei der Schulung bereits den ersten Arbeitsvertrag klarmachen konnte. Unter den Kandidaten war eine Grafikerin, die genau zum Bedarf ihrer Firma passte.
Auch die 44 eingeladenen Arbeitgeber aus der Region sind bunt gemischt vom kleinen Handwerksbetrieb bis zum Global Player, sagt Ingo Pfennings, der als Manager der Kölner Agentur Pusch.com das Projekt organisiert hat.