Europa-Union: Austritt nach Streit um Klimawandel
LEVERKUSEN (bu) Bei der Europa-Union hängt der Haussegen schief. Es gibt Kritik – nach eigenem Bekunden auch Lob – für den Leverkusener Vorsitzenden HansGeorg Meyer und einen Austritt. Anlass sind zwei Rundmails Meyers an die etwa 250 Vereinsmitglieder, in denen er einen Europa-„Stammtisch“zum Thema „Klimawandel“ankündigt. Sozusagen als Beilage zu seiner Ankündigung versendet Meyer zwei Beiträge, die äußert kritisch mit den Klimawandelkritikern umgehen. Der eine stammt von dem Journalisten Dirk Maxeiner („Achse des Guten“), in denen er glossierend Klimawandelkritiker in die Nähe mittelalterlicher Apokalyptiker rückt. Textprobe: „Der Kölner Dom kann nicht untergehen, da es sich wahrscheinlich längst um eine Moschee handelt und Allah den Meeresspiegel sinken lässt wie Erdogan den Lirakurs.“Den zweiten hat der emeritierte Physikprofessor Hans-Joachim Lüdecke geschrieben, der aufgrund seiner Veröffentlichungen zum Klimawandel als umstritten gilt und von Kritikern als Leugner eines vom Menschen gemachten Klimawandels angegriffen wird.
Das gefiel nicht jedem in der Europa-Union. Harsche Kritik kommt von dem Künstler Gregor Merten („Engel der Kulturen“). Das Thema „Klimawandel“sei in Ordnung, auch wenn es in der Europa-Union nicht satzungsgemäß verankert sei, schreibt Merten an Meyer. „Was aber nicht geht, ist, dass Sie im Vorfeld einer solchen Debatte Ihre Position und Funktion manipulatorisch nutzen.“
Merten erklärt in dem Schreiben seinen Austritt, wirft Meyer vor, „Verschwörungstheorien“rechtslastiger Blogs zu verbreiten und erinnert an die vorangegangene Diskussion um eine von Meyer angeregte Aufnahme eines jungen AfDler aus Leverkusen in die Europa-Union, die zu einer heftigen Gegenreaktion führte und schließlich doch nicht zu Stande kam.
Meyer ist zurückgerudert: „Ich habe einen Fehler gemacht und habe mich entschuldigt, ich hätte mehr moderieren müssen“, sagt der Vorsitzende unserer Redaktion. Der Stammtisch zum Klimawandel soll dennoch im Frühjahr stattfinden, und zwar wie vorgesehen mit Diskutanten verschiedener Denkrichtungen. Insgesamt sieht Meyer die Leverkusener Europa-Union im Aufwind: „Die Europa-Idee lebt“, sagt er. 25 Neueintritten im laufenden Jahr stünden drei Austritte gegenüber. Zum Neujahrsempfang in Schloss Morsbroich ist der SPD-Politiker Martin Schulz angefragt. Eine Zusage gibt es aber noch nicht.