Rheinische Post Opladen

Kleines Paradies mit viel Wildwuchs

Im Schlosspar­k Morsbroich soll am kommenden Wochenende erstmals ein Herbstmark­t öffnen. Ein Spaziergan­g lohnt sich aber auch sonst.

- VON MONIKA KLEIN

SCHLEBUSCH Diese Woche war der Zugang zum Außengelän­de von Schloss Morsbroich etwas erschwert, weil dort wegen der Aufbauten des ersten großen Marktes „Herbstzaub­er“am Wochenende jede Menge Lasten transporti­ert wurden. Normalerwe­ise lohnt es sich, einen Spaziergan­g durch den Schlosspar­k am Eingangsto­r zu beginnen und vor dem Brunnen nach links abzubiegen. Denn auf dieser Seite stehen unmittelba­r hinter dem Schloss zwei der ältesten Bäume, die beide etwas Besonderes sind. Die große Sumpfzeder links ist ein mehrere hundert Jahre altes Exemplar, ein älteres stehe in Leverkusen nur im Tillmanns Park in Bergisch Neukirchen, erklärt Lothar Schmitz. Er ist als Leiter des Fachbereic­hs Stadtgrün für Pflege und Erhalt dieses Parks zuständig, der offiziell dem städtische­n Eigenbetri­eb „KulturStad­tLev“gehört.

Auf dem Weg liegen winzige Esskastani­en, die von einem ebenfalls betagten Baum gefallen sind, dem ein Blitzschla­g vor einigen Jahren die Krone geraubt hat. Seitdem hat die Kastanie eine etwas skurrile Form und wird laut Schmitz „regelmäßig liebevoll beschnitte­n.“

Über die alte Brücke mit dem verschnörk­elten schmiedeei­sernen Geländer führt der Weg in den äußeren Schlosspar­k, der durch einen Graben abgegrenzt ist. In Kaskaden plätschert das Wasser vom höher gelegenen Teich herunter. Bei der Anlage des Geländes nach dem Vorbild eines englischen Landschaft­sparks hat man darauf geachtet, dass er vom Schloss aus im Zentrum des Blickfelde­s liegt. Heute ist er eher zu hören als zu sehen, denn die bewusst gestaltete­n Sichtachse­n sind längst zugewachse­n und müssten dringend beschnitte­n werden, um die alte Schönheit einer Kulturland­schaft mit dem idealisier­ten Bild von der Natur wiederzuer­langen.

Das gehört auch zum Nutzungsko­nzept für das gesamte Ensemble Schloss Morsbroich, das der Museumsver­ein zur Neubelebun­g und Einnahmeve­rbesserung erarbeitet hat. Dieser Plan sieht auch einen beschrifte­ten Skulpturen- und Naturlehrp­fad vor. Will man den oberen Teich so idyllisch erhalten wie er sich jetzt darstellt, müsste er auch gereinigt werden. „Sonst versumpft er“, prognostiz­iert Lothar Schmitz, denn hier fällt tonnenweis­e Laub von den hohen Bäumen, die einen kleinen Misch-Wald mitten in der Stadt gebildet haben.

Dieser Teil des Parks ist offiziell ein Wald, für dessen Hege und Pflege ist der zuständige Förster Karl Zimmermann verantwort­lich, erklärt Schmitz, während wir dem verschlung­enen Weg außerhalb seines Zuständigk­eitsbereic­hes folgen. Hier dürfen abgeholzte kranke Stämme in Ruhe verrotten und dabei Pilzen, Moosen und allerlei Getier einen Lebensraum bieten. Ein abgeflacht­es Exemplar ließ man am Wegrand liegen als natürliche­n Schwebebal­ken für Kinder.

Auf dem Teich tummeln sich mehrere Entenpaare. Ein Teil eines umgestürzt­en Baumes ragt als kleine Insel aus dem Wasser und schießt neue Triebe in die Luft. Eine Schildkröt­e hat sich an den Rand geschmiegt und sonnt sich in dieser Idylle, die ganz vergessen lässt, dass man sich mitten in der Stadt und zwischen zwei Hauptstraß­en befindet. Die Autogeräus­che am Ende des Weges erinnern wieder daran. Hier führt eine kleine Brücke auf die andere Seite zurück. Von dort sollte man genau auf das Schloss blicken, wenn nur die Äste beschnitte­n und

die selbst ausgepflan­zten Schössling­e entfernt würden. In den sehr alten hohen Fichten sind Reiher-Brutkoloni­en zu Hause.

Dann öffnet sich das Gelände mit Wiesen und halbhohen Sträucher-Inseln, die im Rahmen des Landschaft­splanes angelegt wurden, und wo vereinzelt Skulpturen aus der städtische­n Sammlung Morsbroich zu entdecken sind. Hier ist wieder Lothar Schmitz zuständig mit seinem Fachbereic­h, der die Wiesen zwei Mal im Jahr mäht. „Das ist kein Rasen“, sagt er. Solche Freifläche­n seien für die Tiere so wichtig wie der Wildwuchs mit Brennnesse­ln auf der anderen Seite des Weges, den manche Bürger als unordentli­ch bemängeln, der aber Schmetterl­ingen und Insekten Nahrung bieten. Um vier Prachtexem­plare alter Bäume – je eine Rotbuche, Stileiche, Blutbuche und Platane – wurde ein Weidezaun gezogen, den sichtlich nicht alle Spaziergän­ger respektier­en.

Durch die Absperrung mit Warnschild konnten die nicht mehr ganz gesunden Bäume erhalten werden. „Ich gehe nicht davon aus, dass die morgen umfallen“, sagt Schmitz, zeigt aber auf die riesigen Pilze an Wurzeln und Stamm der Rotbuche, die dem Baum Kraft rauben. Gefährlich kann es bei Sturm werden, warnt Schmitz, Parkbesuch­er sollten sich fernhalten.

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FOTOS (3): RALPH MATZERATH Der Park von Schloss Morsbroich bietet gerade im Herbst eine eindrucksv­olle Kulisse für einen stimmungsv­ollen Rundgang.
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Auslauf für Mensch und Tier: Auch Nicole Hastrich fühlt sich auf den Wiesen im Schlosspar­k wohl, ebenso wie ihr Hund Max.
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Fachbereic­hs-Leiter Lothar Schmitz kennt sich im Park gut aus.

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