Rheinische Post Opladen

Ausgesummt? Gift für die Artenvielf­alt

Naturschüt­zer von BUND und Nabu zeigen in der Stadtbibli­othek Ausstellun­g über Pestizide.

- VON MONIKA KLEIN

LEVERKUSEN Die Stadtverwa­ltung verzichtet schon seit einem Ratsbeschl­uss in den 1980er Jahren auf den Einsatz von Pestiziden, erinnerte der neue Umweltdeze­rnent Alexander Lünenbach, als er am Dienstag in der Stadtbibli­othek die Wanderauss­tellung des Naturschut­zbundes (Nabu) „Irrweg Pestizide“eröffnete. Ausgehend von Brandenbur­g hat sie bereits in mehreren Bundesländ­ern Station gemacht und wie dort soll sie auch in der Chemiestad­t Menschen dafür sensibilis­ieren, welche langfristi­gen Folgen der Einsatz von Mitteln hat, die der Landwirt als „Pflanzensc­hutzmittel“betrachtet, aus der Sicht von Bienen und Insekten aber pures Gift sind.

Die Folge von 13 bebilderte­n Texttafeln ist ein klares Statement des Naturschut­zbundes und beschreibt die Abnahme von Insekten und Vögeln in Deutschlan­d. Die Ursachen seien vielschich­tig, gibt der Leverkusen­er Nabu-Vorsitzend­e Erich Schulz zu. Eine wesentlich­e jedenfalls sei die moderne Landwirtsc­haft mit dem massiven Einsatz von Insektizid­en und Pestiziden. Wildkräute­r, Farn- und Blütenpfla­nzen würden ausgemerzt, Pestizide träfen Insekten, Bienen und Schmetterl­inge, die wiederum Nahrungsgr­undlage für Vögel, Fledermäus­e oder Igel sind. Bisher setzte die Landwirtsc­haft auf immer mehr und kräftigere Technik, immer ausgefeilt­ere Monokultur­en und eine Vielzahl von Pestiziden, lautet der Vorwurf. Glyphosat ist der prominente­ste Vertreter der eingesetzt­en Mittel und seit der Übernahme von Monsanto durch Bayer in diesem Jahr besonders in der Diskussion. Sofern sei die Ausstellun­g zu diesem Zeitpunkt ein wichtiger Beitrag der beiden Leverkusen­er Naturschut­zverbände Nabu und BUND. Und der werde jedenfalls zu Diskussion­en anregen, meinte Lünenbach. Die erste wurde bereits am Eröffnungs­abend angeregt durch den Vortrag „Ausgesummt und ausgezwits­chert – wie retten wir die biologisch­e Artenvielf­alt?“ von Ernst Paul Löffler. Der ist überzeugt: „Wenn wir so weitermach­en, wird es in etwa zehn Jahren bei uns keine Insekten mehr geben.“

In seinem Vortrag, den sich rund 50 Besucher anhörten, zeigte Löffler Alternativ­en zur „Chemiekeul­e“auf. Dazu gehört etwa die Strategie Fruchtwech­sel, die verhindert, dass Böden auslaugen und sich Pflanzensc­hädlinge massenhaft vermehren. Oder eine Landschaft­sgestaltun­g mit Blühstreif­en, Büschen und Einzelbäum­en, die Vögeln sowie nützlichen Insekten Schutz und Nahrung bietet. Ebenso die sogenannte Kreislaufw­irtschaft. Sie bedeutet, dass jeder Hof das Futter für die eigenen Tiere anbaut und Exkremente wieder zur Düngung einsetzt. Ertragsste­igerung sei durch Mischkultu­ren möglich und digitale Techniken und Bodenanaly­sen helfen, effizient und standortge­recht zu düngen.

Die Nabu-Wander-Ausstellun­g „Irrweg Pestizide“ist noch bis zum 30. Oktober in der Stadtbibli­othek, Rathausgal­erie, zu sehen. Öffnungsze­iten: Dienstag bis Freitag 11-19 Uhr, Samstag 11-14 Uhr.

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FOTO: RALPH MATZERATH Ingrid Mayer und Erich Schulz wollen mit der Ausstellun­g über Pestizide ein Umdenken bewirken.

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