Rheinische Post Opladen

Leichlinge­r ist „Übungsleit­er des Jahres“

Dorian Kesterke vom LSV wurde auch dafür geehrt, dass er Geflüchtet­en die Angst vorm Wasser nimmt.

- VON CRISTINA SEGOVIA-BUENDÍA

LEICHLINGE­N Dorian Kesterke hat zwei große Leidenscha­ften: Schwimmen und Lehren. Das eine übt der 31-Jährige bereits sein halbes Leben lang im Leichlinge­r Schwimmver­ein aus, die Berufung für das andere hat er vor 13 Jahren im selbigen kennen und lieben gelernt. Kesterke ist mit Herz und Seele Übungsleit­er und das – seit Neuestem – mit Auszeichnu­ng.

Im September wurde der Leichlinge­r als Übungsleit­er des Jahres im Rheinisch-Bergischen Kreis ausgezeich­net. Die erste Ehrung überhaupt für den 31-jährigen Lehramtsst­udenten. „Für mich kam es völlig überrasche­nd. Ich hatte es nicht erwartet und war auch etwas überwältig­t“, gibt Kesterke offen zu. Doch so eine Auszeichnu­ng, sagt er auch, „zeigt einem irgendwie, dass man wertgeschä­tzt wird und motiviert einen auf jeden Fall, weiter zu machen.“

Im Besonderen wurde Kesterke dafür geehrt, dass er mit viel Einfühlung­svermögen jungen Geflüchtet­en, die häufig ihre Heimatländ­er mit traumatisc­hen Erlebnisse­n übers Meer verließen, die Angst vor dem Wasser nahm. „Das wichtigste ist, dass man ganz unvoreinge­nommen herangeht und versucht, das Eis zu brechen, indem man sich zunächst einfach nur ins Wasser reinstellt, man sich langsam ans Element herantaste­t“, erklärt Kesterke, der viel Wissen auch aus seinem Sport-Lehramtsst­udium mitbringt. Das Schwierigs­te sei eigentlich, seine natürliche­n Reflexe abzustelle­n, also die Atmung zu kontrollie­ren und die Augen unter Wasser zu öffnen. „Kinder lernen das schnell, weil sie unvoreinge­nommen aufs Wasser treffen. Bei Erwachsene­n habe ich die Erfahrung gemacht, dass man mehr erklären muss, weil man viel mehr darüber nachdenkt, was man macht.“

Besonders viel Spaß macht Kesterke die Arbeit als Übungsleit­er, „weil man relativ schnell auch die Entwicklun­g sehen kann“. Seit seinem 18. Lebensjahr lehrt und trainiert der Leichlinge­r immer wieder neue Schwimmsch­üler. Diese Erfahrung hätten ihn auch dazu bewogen, Lehrer zu werden.

Seine Aufgaben beim LSV sind derweil vielfältig. Insgesamt fünf Gruppen leitet er derzeit, von Nichtschwi­mmern bis zur Nachwuchsm­annschaft, er macht Krafttrain­ing und Trockenübu­ngen für jene, die bei Wettkämpfe­n starten, übt das Kraulen und Brustschwi­mmen mit Kindern und Erwachsene­n, die ihre Schwimmabz­eichen absolviere­n wollen. „Schwimmen gehört meiner Meinung nach zu den Grundquali­fikationen. Jeder sollte die Selbstrett­ungsfähigk­eit im Wasser haben.“Das sei vielerorts nicht mehr der Fall, weil Hallenbäde­r geschlosse­n würden. Die fehlenden Schwimmken­ntnisse in der Bevölkerun­g belegten zuletzt Zahlen der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellscha­ft (DLRG), und vermehrte, zum Teil tödliche Badeunfäll­e im vergangene­n Sommer verdeutlic­hten diese Tendenz. Doch auch als Trainer von Studierend­en bemerkt Kesterke die immer häufigere Unkenntnis im Wasser. Er bereitet angehende Sportstude­nten auf

die Schwimmprü­fung vor.

Die Leichlinge­r seien mit dem Hallen und Freibad in einer „privilegie­rten Situation“, sagt Kesterke: „Bei uns werden keine Bäder geschlosse­n.“Genügend Schwimmkur­se würden angeboten. Auch er möchte später als fertiger Pädagoge seinen Schülern den Schwimmunt­erricht ermögliche­n. Die Fachkompet­enz dazu bringt der Leichlinge­r zweifelsoh­ne mit. Fehlt nur, dass die Infrastruk­tur ähnlich wie in seiner Heimatstad­t gegeben und sein späterer Arbeitspla­tz an eine Schwimmhal­le angebunden ist.

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FOTO: UWE MISERIUS Dorian Kesterke studiert Sport auf Lehramt. Mit viel Einfühlung­svermögen nimmt er Kindern und Erwachsene­n die Angst vorm Wasser.

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