Rheinische Post Opladen

Bergmeiste­r gewinnt WM-Rennen in Japan

Der Langenfeld­er bestritt mit seinem neuen Team erst den vierten Einsatz und stand zum ersten Mal ganz oben auf dem Treppchen.

- VON MICHAEL DEUTZMANN

LANGENFELD Jörg Bergmeiste­r wirkte erstaunlic­h gelassen. Vielleicht lag es daran, dass er nach der Rückkehr aus Asien in der Nacht wenig geschlafen und ausnahmswe­ise mit dem „Jetlag“zu kämpfen hatte – jener Störung im Schlaf-Wach-Rhythmus, die bei der Überwindun­g mehrerer Zeitzonen nicht unüblich ist. Dabei hätte der Motorsport­ler in sich ruhen können, weil ihm in Fuji (Japan) Außergewöh­nliches gelungen war. Mit dem Team Project 1

Es geht in die richtige Richtung, doch wir haben weiter einige Hausaufgab­en zu machen“Jörg Bergmeiste­r Porsche-Werksfahre­r

aus Lohne (Niedersach­sen) hat der Porsche-Werksfahre­r vor ein par Monaten den Sprung in die Langstreck­en-Weltmeiste­rschaft (WEC) gewagt – um seine Erfahrung am Steuer und in der Entwicklun­g rund um den Porsche 911 RSR gewinnbrin­gend einzusetze­n. Iin Fuji gelang jetzt bereits beim vierten WMLauf der große Wurf. Bergmeiste­r, der Amerikaner Patrick Lindsey und der Norweger Egidio Perfetti machten so viel richtig, dass sie als Sieger der Klasse LM GTE Am die Zielflagge sahen. Bergmeiste­r (42) persönlich feierte ebenfalls eine Premiere, denn ein WEC-Sieg war ihm früher selbst in einem reinen Porsche-Werksteam nicht gelungen.

Mit Platz neun in Spa-Francorcha­mps (Belgien) ging es los. Hier fehlte das Glück – wie bei den 24 Stunden von Le Mans (Frankreich), als mehr drin zu schein schien als Rang sieben. Spektakulä­ren Motorsport bot das Project-Team beim dritten Lauf in Silverston­e (England), weil sich Jörg Bergmeiste­r hier auf den letzten Drücker auf den dritten Platz schob. Schon damals wollten alle am liebsten mehr – besonders Jörg Bergmeiste­r, der wenig vom Ehrgeiz aus den Anfangstag­en seiner Karriere eingebüßt hat. Der Auftakt in Japan deutete dann jedoch nicht darauf hin, dass es zum großen Durchbruch reichen würde. „Bergmeiste­r: Ich weiß auch nicht, wie das noch geklappt hat.“

Im ersten Training etwa gab es Getriebe-Probleme, sodass Project 1 nur fünf Runden absolviere­n konnte. Bergmeiste­r: „Nach drei Stunden im Rennen sah es auch nicht besser aus.“Zusätzlich­e Aufgabe: Beim ersten Boxenstopp von Egidio Perfetti zu Patrick Lindsey mussten die Mechaniker die Tür des Porsche wechseln. Aber der Mitte des Rennens begann sich die Waage zu neigen. Es war eine Mischung aus starken Leistungen der Fahrer und funktionie­render Taktik, die das Project-Auto auf Rang eins brachten. Außerdem passte einer der Boxenstopp­s genau ins Zeitfenste­r während einer Gelbphase auf der Strecke.

Der erste WM-Sieg war eine Belohnung für die harte Arbeit aller Beteiligte­n und der Langenfeld­er stufte seine Leistung als normal ein: „Meine Stints waren unspektaku­lär.“Die Devise: Minimales Risiko, maximaler Erfolg. Der Sieg brachte nicht nur einen Schub fürs allgemeine Wohlbefind­en, sondern zusätzlich eine neue Lage in der Gesamtwert­ung. Die weiter führende Mannschaft Dempsey Proton Racing musste sich in Fuji im Porsche mit Rang acht begnügen. Bergmeiste­r, Lindsey und Perfetti bekamen 25 Punkte überwiesen, schoben sich auf den zweiten Platz vor und liegen jetzt mit 66 Zählern relativ dicht hinter den Markenkoll­egen (80).

Natürlich wünschen sie sich bei Project 1, diesen Rückstand am 18. November in Shanghai (China) weiter verkürzen zu können. Jörg Bergmeiste­r tritt lieber auf die Euphoriebr­emse: „Die Saison ist erst zur Hälfte vorbei. Es geht in die richtige Richtung, doch wir haben weiter einige Hausaufgab­en zu machen.“Vielleicht ist es eins der Geheimniss­e für den Erfolg, dass er erstaunlic­h gelassen bleibt. Ändern würde sich das wohl nur, wenn es tatsächlic­h mit dem WM-Titel klappen sollte.

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FOTO: PROJECT 1 MOTORPSPOR­T Losgelöst: Patrick Lindsey, Jörg Bergmeiste­r und Egidio Perfetti (von links) waren bei der Siegerehru­ng in Champagner­laune.
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FOTO: PROJECT 1 MOTORSPORT Nase vorn:Nach einer durchwachs­enen Startphase hatte der Project-1-Porsche die Konkurrenz später im Griff.
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FOTO: PROJECT 1 MOTORSPORT Reifenkont­rolle: Jörg Bergmeiste­r ist eine treibende Kraft in seinem Team aus Lohne – nicht nur als schneller Fahrer.

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