VW will alte Diesel-Autos verschrotten
Die Automobilindustrie lehnt Hardwarenachrüstungen für Diesel ab. Stattdessen lockt sie Kunden mit Rabatten. Am Donnerstag präsentierten die Wolfsburger ihre bundesweit geltenden Nachlässe.
FRANKFURT Fahrverbote werden in einigen Städten bald umgesetzt, doch wie es weitergeht in der Diskussion um Diesel und Umrüstung, das ist immer noch nicht klar. Einige Hersteller bieten Umtauschprämien an. Gestern hat VW seine Angebote vorgelegt.
Was bietet Volkswagen?
Die Wolfsburger wollen ab sofort eine Prämie zahlen, wenn Kunden ihren alten Diesel zurückgeben und dafür einen Neu- oder Jahreswagen der Marken Audi, Seat, Skoda oder VW kaufen. Das gilt bundesweit für alte Diesel beliebiger Hersteller, also nicht nur aus dem VW-Konzern. Beim Kauf eines neuen Modells zahlt VW dann eine „Umweltprämie“von bis zu 10.000 Euro – je größer das Modell, desto höher ist die Prämie. „Mit den attraktiven Angeboten können unsere Kunden ein neues Auto zum Teil günstiger finanzieren als ihr altes“, sagte ein VW-Sprecher. „Diese Maßnahmen zur Flottenerneuerung sind die beste Lösung, um schnell Erfolge bei der Verbesserung der Luftqualität in unseren Städten zu erziehen“. VW verfolge das gleiche Ziel wie die Bundesregierung, Fahrverbote für Dieselfahrer zu vermeiden. In den 14 Städten und angrenzenden Landkreisen, in denen die Schadstoffbelastung in der Luft besonders hoch ist, bietet der Autohersteller zusätzliche Prämien an. Hier erhalten die Besitzer von Euro 4 und Euro 5 Rabatte, die zusätzlich zum Restwert gewährt werden. Die Rabatte beziehen sich auf den Listenpreis der Fahrzeuge. Die Händler könnten, so VW, auch künftig diese vom Hersteller gewährten Nachlässe mit zusätzlichen Rabatten kombinieren. Bieten andere Hersteller ähnliche Rabatte an?
Daimler will ebenfalls Preisnachlässe gewähren – auch für Dieselfahrzeuge aller Marken mit der Abgasnorm Euro 1 bis 4, und ebenso sollen in den 14 Regionen, die besonders belastet sind, die Besitzer von Euro 5-Dieseln in den Genuss dieser Prämien kommen, die sich zwischen 3000 und 10.000 Euro bewegen – abhängig vom Modell, das der Kunde kauft. Seit August 2017 biete Daimler zudem einen „Wertausgleich“von 2000 Euro beim Kauf eines Renault Zoe Volkswagen eco up! Neufahrzeugs. Den erhalten aber nur Fahrer von Euro 1 bis 3 Autos. Und Bedingung ist, dass diese verschrottet werden. Bundesweit, also auch außerhalb der Schwerpunktregionen, erhalten Fahrer für Diesel der Abgasnormen Euro 1 bis 4 beim Kauf eines Mercedes-Benz einen Rabatt von 2000 Euro.
Was machen andere Hersteller? BMW will in den 14 Schwerpunktregionen 6000 Euro Rabatt gewähren, wenn Käufer eines Neuwagens einen Diesel Euro 5 ersetzen. Die ausländischen Hersteller konzentrieren Peugeot 308 SW Blue HDi 100 sich nicht auf die 14 Regionen mit hoher Schadstoffbelastung, sondern bieten ihre Rabatte bundesweit an. Die liegen zwischen 6000 und 10.000 Euro, Opel, Peugeot und Citroen ausgenommen.
Bringt das was?
Das sei ein Konjunkturprogramm für die Autoindustrie, moniert Ferdinand Dudenhöffer, Autoexperte der Universität Duisburg-Essen. Die Autohersteller könnten so ihren lahmenden Absatz ankurbeln. Dudenhöffer plädiert für Hardware-Nachrüstungen. Gegen die aber wehrt Toyota Prius Ford Focus 1.0 Liter EcoBoost Trend sich die Autoindustrie weiterhin hartnäckig: Es gebe noch nicht die passenden Systeme, heißt es. Zahlen will sie erst recht nicht dafür. Und außerdem ist noch nicht klar, wenn es denn doch dazu kommen sollte, wer denn die Gewährleistung auf die Umrüstung trägt. Die Autobranche plädiert stattdessen für einen Ersatz der alten Fahrzeuge.
Welche Fahrzeuge eignen sich denn? Autofahrern empfiehlt der ökologische Verkehrsclub Deutschland (VCD) insgesamt 61 Modelle, die einen geringen Schadstoffausstoß und Verbrauch haben. Darunter sind 21 Benziner, acht Benzin-Hybride, sieben reine Elektroautos, zwei Plugin-Hybride und ein Erdgasauto. Dass es nicht mehr Elektroautos sind, liege an der langen Lieferzeit.
Wie reagieren die Autohersteller auf die Diskussion?
Sie fordern mehr Sachlichkeit. VWChef Herbert Diess sieht einen „Feldzug gegen individuelle Mobilität“, Bernhard Mattes, Präsident des Branchenverbands VDA, meint, die öffentliche Debatte erzeuge zuweilen den Eindruck, das Auto sei eine aussterbende Spezies.
Was tut die Politik?
Die Bundesregierung hat bisher noch nicht deutlich gemacht., wie sie konkret ihr „Diesel-Konzept“umsetzen will. „Ich bin beunruhigt, dass alles so lange dauert und dass man mit großem Tamtam einen Beschluss verkündet, der aber offenbar noch gar nicht ausgearbeitet war“, sagte Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Herrmann von den Grünen vor Beginn der Verkehrsministerkonferenz. In Stuttgart drohen Fahrverbote.