Ein Raum voller Leuchtkraft
Die katholische Kirche St. Paulus besticht durch ein Farbspiel. Entworfen hat sie Architekt Bernhard Rotterdam.
LANGENFELD Die kleine Backsteinkirche steht unweit der Eisenbahntrasse und in direkter Nachbarschaft zu einer Grundschule. Geweiht wurde sie dem heiligen Paulus am 19. Dezember 1926, doch ihre Anfänge hat die verhältnismäßig junge Kirche bereits in den Jahren des ausgehenden 19. Jahrhunderts.
Damals lag noch ein großer und von vielen gemiedener Wald zwischen der Gemeinde Berghausen und der nächsten Kirche St. Martin in Richrath. Das bedeutete einen langen beschwerlichen Weg für die Messebesucher, besonders in den ungemütlichen kalten Wintermonaten. So begannen die Bürger von Berhausen damit, Geld für ein eigenes Gotteshaus zu sammeln.
Doch dann kam der Erste Weltkrieg mit der Inflation und warf das Vorhaben der Berghausener wieder über den Haufen. Erst in den 1920er Jahren war ausreichend Geld zusammengekommen, um den Bau der neuen Kirche zu beginnen.
Die Entwürfe – St. Paulus war sein kirchliches Erstlingswerk – fertigte der Architekt Bernhard Rotterdam an, der später als der bekannteste Rheinländer Kirchenarchitekt gelten sollte. Er gestaltete die Kirche schlicht und modern. Dennoch ist St. Paulus etwas Besonderes.
„St. Paulus hebt sich durch die Farbgestaltung von den anderen Kirchen ab“, sagt Daniela Fiol, Vorsitzende des Ortsausschusses, und Birgit Trierscheidt vom Pfarrgemeinderat zitiert dazu den Satz von Pater Haase, der anlässlich der Renovierung im Jahr 2001 in einem Sonderpfarrbrief erschienen ist: „Die Kirche erstrahlt aus einem dunklen Rot zu einem sonnenfarbigen Firmament und lässt uns von der Erde nach oben schauen.“Dieses Farbspiel erinnert auch an Feuer und Flammen.
Doch ein Blick zu den Fenstern lohnt sich ebenfalls. „Der Kreuzweg, mit Bleiverglasung in den Fenstern dargestellt, ist schon außergewöhnlich“, erklärt Birgit Trierscheidt. In 14 Motiven hat hier der Kölner Künstler Ludwig Preckel ausdrucksstark den Leidensweg Christi nachvollzogen. Leider wurden seine Fenster im Chorraum während des Krieges zerstört und erst 1967 durch Fenster von Paul Weigmann ersetzt. Die Bänke und Säulen wurden klar und gleichzeitig auffällig gestaltet.
Obwohl sich in St. Paulus keine namhaften Künstler verewigt haben, findet sich dennoch bemerkenswertes Design. Das wird an Altar und Ambo deutlich, die beide vom gebürtigen Berliner und Wahlkölner Egino Weinert entworfen wurden. In diesen Metallarbeiten hat der Künstler auf allen Seiten biblische Motive verwendet, die von Weinranken umgeben sind. Auf dem Ambo, dort, wo die Heilige Schrift liegt, hat Weinert die Symbole der vier Evangelisten eingearbeitet. Auch fand so manches Werk in St. Paulus eine neue Bestimmung. Die Emmaus-Szene, die heute auf der Tür zum Tabernakel zu sehen ist, hat früher den Hochaltar geziert. Im Turm von St. Paulus läutet nur eine einzige Glocke. „Sie trägt die Jahreszahl 1400 und hing ursprünglich auf Haus Bürgel“, erzählt Birgit Trierscheidt. St. Paulus ist insgesamt eine kleine Kirche. Nur rund 150 Menschen finden darin Platz, was für Fiol jedoch seinen ganz eigenen Reiz besitzt: „Das macht sie unheimlich schön für kleinere Feiern.“