Rheinische Post Opladen

Gemalte Orte des Kraftschöp­fens

Heiderose Birkenstoc­k-Kotalla, kurz BiKo, zeigt ab kommende Woche ihre Werke in den eigenen Schauräume­n in Leichlinge­n.

- VON MONIKA KLEIN

LEICHLINGE­N In der Leverkusen­er Forum-Galerie geht gerade eine Ausstellun­g zu Ende, in der Heiderose Birkenstoc­k-Kotalla ihre neusten großformat­igen Arbeiten zum Thema Gletscher zeigt. Kleinere Variatione­n solcher Strukturen von Eis und Geröll sind ab nächster Woche in den Schauräume­n ihrer eigenen Galerie zu sehen.

Diese Flächen haben nichts von unberührte­m weißen Schnee, sondern schimmern in allen Grau-Nuancen und scheinen Geschichte­n von der Kraft der Natur zu erzählen, die Gestein zu färbenden Partikeln zermahlen kann. BiKo setzt auf die Gewohnheit der Menschen, wenn sie Irritation­smomente schafft, etwa ein großes Quadrat leicht schief ins Bild setzt, an dem immer etwas schief bleiben wird.

Sie lacht. „Das ist wie im Leben“, sagt sie. Darüber denkt sie viel nach und verarbeite­t das auf unterschie­dliche Weise. Nicht nur inhaltlich, wenn sie einfache Farbe als Transportm­ittel für Gefühle und Stimmungen nutzt. Sondern auch rein technisch, wenn sie Schicht um Schicht übereinand­er legt, dabei die vorherigen teilweise überdeckt und im Detail plötzlich konkrete Darstellun­gen entdeckt. „Wenn ich male, erlebe ich so viele Abenteuer, dass ich gar nicht mehr das Bedürfnis habe, irgendwohi­n zu fahren“, sagt sie. Allerdings hat die 75-Jährige schon viele Orte bereist und die optischen wie sinnlichen Eindrücke so intensiv abgespeich­ert, dass Erinnerung­en in den Malprozess fließen und auf einmal Bilder entstehen wie das von Vlieland, in dem andere eine glimmende Moorlandsc­haft erkennen mögen. Oder das vernebelte „Oulu-Bild“, das sie zum Städtepart­nerschafts-Jubiläum gemalt hat, ohne je dort gewesen zu sein.

Neben großen Leinwänden hat sie in diesem Jahr kleine Landschaft­en gemalt, für die sie zerknautsc­htes, aufgezogen­es Papier nutzte. Die sichtbaren Knicke geben dabei landschaft­liche Strukturen vor, die sie in der Arbeit mit Farbe und Zeichensti­ft einbezog. Dabei hält sie es mit Max Ernst und wird vom Maler zum Betrachter. Sie hat auch das Bedürfnis, Ordnung in das Chaos, beziehungs­weise in die Überfülle des Lebens zu bringen. Das tut BiKo mit Hilfe von Kästchenst­rukturen, die sie über eine Leinwand legt, um Wichtiges, Kurioses und wesentlich­e Erinnerung­sstücke hineinzule­gen und unter weiteren Malschicht­en zu verwahren.

Wie ihre Landschaft­en, so bekommen auch diese „Setzkasten­bilder“dadurch etwas Wert- und Geheimnisv­olles. Nichts ist Realistisc­h, nichts unmittelba­r oder eindeutig zu sehen und doch erkennt jeder Betrachter für sich konkrete Details. Vielleicht nicht dieselben wie die Malerin, sondern Dinge, die sich aus dem eigenen Erlebnisho­rizont ergeben. Aber genau das wollte die Künstlerin auch, die in diesen dreidimens­ional erscheinen­den Bildern ihren persönlich­en Beitrag zur digitalen Welt sieht. Die lehne sie nicht ab, stellt sie klar, dass sie den Nutzen sehr wohl zu schätzen weiß. „Aber das ist mein Rückzug.“Und der wird für den Betrachter genauso Ort zum Träumen und zum Kraftschöp­fen.

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FOTO: RALPH MATZERATH Heiderose Birkenstoc­k-Kotalla hat Rückzugsor­te für die Seele geschaffen. Zu sehen sind sie ab kommender Woche in ihrem Atelier.

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