Laura Kalnina beeindruckte an der Christuskirchen-Orgel
LEVERKUSEN Mehrere Monate lang war die Orgel in der Wiesdorfer Christuskirche dicht verpackt, damit sie während der Restaurierungsarbeiten an den Fenstern keinen Schaden nimmt. Jetzt war sie endlich wieder ohne Hülle und frisch gereinigt in voller Schönheit zu sehen – und vor allen Dingen ohne Dämpfung von Plastikplanen zu hören.
Eventuelle letzte Stäubchen pustete die Gastorganistin Laura Kalnina aus Köln mit der wundervoll lebendig gespielten Toccata und Fuge in d-Moll von Johann Sebastian Bach aus Pfeifen und Ritzen. Ein echtes Klangerlebnis, das mehr Ehrfurcht vor göttlicher Größe und dem handwerklichen Können des Komponisten ausstrahlte, denn reißerische Virtuosität.
Alle Organisten spielen sehr gerne Bach, behauptete die in Lettland geborene und aufgewachsene Organistin bei ihrer Einführung. Vermutlich, weil die ganze Welt in all ihren Facetten enthalten ist in dieser Musik, die in Demut vor Gott geschaffen wurde.
Kalnina selbst hat in jedem ihrer Konzertprogramme einen Bach. An diesem Abend in der von Kirchenmusiker Bertold Seitzer durchgeführten „Reihe 18“(an jedem 18. des Monats um 18 Uhr) zeigte sie mit einem zweiten Stück des Thomaskantors eine andere Seite. Luftig, leicht und zauberhaft versetzte sie die Zuhörer mit der dreisätzigen Triosonate d-Moll schon ein wenig in jede träumerische Stimmung, die sie eingangs angemahnt hatte. Permanente Bilderflut und Musikbeschallung machten solche Momente schwierig und selten.
„Träumen Sie mit mir“, forderte Laura Kalnina die Besucher auf. Und damit hatte sie neben der lyrisch-sanglichen Ruhe des Bachschen Sonaten-Adagios wohl vor allem Claude Debussy im Sinn. Der Französische Spätromantiker hat zwar nichts für Orgel komponiert, aber weil die Organistin dessen farbenfrohe Musik so liebt, hat sie dessen „Suite bergamasque“für Klavier auf die Orgel übertragen. Drei Sätze daraus spielte sie in der Reihe 18, darunter auch der verträumte Gesang über das Mondlicht „Clair de Lune“.
Eine Entdeckung war für die meisten Zuhörer das Schlussstück eines lettischen Landmannes von Kalnina, des 1964 geborenen Rihards Dubra. Mit seiner „Litany of the forgiving light“feierte Laura Kalnina in der Christuskirche den 100. Jahrestag der Unabhängigkeit, die Lettland nach dem Ersten Weltkrieg erhalten hat. Ein Hauch Gregorianik umwehte den einstimmigen Beginn der Musik, die sich durch Verflechtung verschiedener Stränge verdichtet und in ihren unterschiedlichen Klangfarben die Fantasie in den Köpfen anregte.
Dazu passten die „Vorübergehenden Erscheinungen“der Künstlerin Tina Haase im Altarraum, Licht-Installationen, die geheimnisvollen Schatten an die Wand zauberten.
Das Thema für das November-Konzert der „Reihe 18“lautet „1618-1918-2018: Krieg oder Frieden“. Beteiligt sind neben der Stadtkantorei Schüler der Leverkusener Musikschule und die Malwerkstatt der Jugendkunstgruppen. Die musikalische Leitung haben Dorothea Baier und Bertold Seitzer, für den bildnerischen Teil sorgt Alfred Prenzlow.