Der Charme des trockenen Rheinufers
Ein Spaziergang von Hitdorf zur Wuppermündung bietet schöne Blicke und ist gerade auch bei Nierdigwasser ein Erlebnis.
RHEINDORF „Das ist doch wirklich eine Idylle hier“, schwärmt Dieter Forsbach der regelmäßig am Rheinufer zwischen Hitdorf und der Schiffsbrücke an der alten Wuppermündung spazierengeht. Er hat einen zügigen Schritt drauf, hält aber gerne an, um die Laubverfärbung der Bäume zu betrachten oder am Abend die untergehende Sonne über dem Rheinpanorama zu genießen. Für alle, die nicht so gut zu Fuß sind, würde er sich mehr Bänke entlang der Strecke wünschen. Zum Beispiel am großen Schild, das unweit der heutigen Wuppermündung den Rheinkilometer 703 anzeigt.
Dort hat man die ungehinderte Sicht auf vorbeifahrende Schiffe und das auf dieser Höhe unbebaute Kölner Rheinufer. Von der Hitdorfer Fähre bis zur Brücke über die Wupper, die kurz zuvor das Wasser der Dhünn aufgenommen hat, gibt es außer dem höher gelegenen kombinierten Fuß- und Radweg einen schmalen Wanderweg, der näher am Fluss entlang führt. Der sei nicht mehr passierbar, weil er zugewachsen ist, bedauert Forsbach. Auch auf der anderen Wupperseite, nachdem man unter der A 59 Richtung Rhein gewandert ist, versucht die Natur, den geteerten Weg zurückzuerobern. Der führt im Bogen durch Wiesen, auf denen Forsbach am liebsten reichlich Blumensamen verteilen würde. „Auf der einen Seite lässt ein Schäfer aus Heinsberg gelegentlich seine 700 Schafe weiden“, berichtet Wilfried Longerich, der vor gut 20 Jahren zugezogen ist und sich intensiv für die Rheindorfer Historie interessiert. Er hat zum Beispiel alte Fotografien von Privatpersonen und aus dem Stadtarchiv gesammelt und in einem Buch herausgegeben.
Und er empfiehlt auch einen Besuch der historischen Bauten wie Aldegundiskirche, Villa Knöterich oder altes Zollhaus. Er engagiert sich im Förderverein Schiffsbrücke, der es geschafft hat, dass die schwimmende Brücke aus drei Schiffen restauriert und wiederbelebt wurde. Das heißt, derzeit schwimmt sie nicht, sondern die Schiffskörper sitzen durch das extreme Niedrigwasser von Rhein und Nebenflüssen fest auf dem Steinbett der ehemaligen Wuppermündung. Vorteilhaft für Wanderer und Radfahrer, die hier an Wochentagen passieren wollen, denn die können einfach trockenen Fußes hindurchgehen in Richtung Neulandpark.
Dort ist dann allerdings Sackgasse, und zwar für einige Jahre wegen der Bauarbeiten an Autobahn und Zubringer. Dadurch ist auch der offizielle Radweg der Radregion-Rheinland unterbrochen, der näher an der
Autobahn verläuft und auf den der kleine Wanderweg kurz vor der Leverkusener Brücke mündet. Eigentlich reicht diese Verbindung von Chur in der Schweiz bis nach Rotterdam, weiß Wilfried Longerich. „Mein Fahrrad hat schon einige Teilstücke davon gesehen“, erzählt er.
Bei normalem Wasserstand ist die alte Wuppermündung über die Schiffsbrücke zu überqueren, doch die ist verschlossen und wird nur an Wochenenden und Feiertagen oder bei Veranstaltungen im Café geöffnet. Weil mancher Wanderer verärgert vor dem Tor stand, hat er sich für eine entsprechende Beschilderung stark gemacht, die nun schon kurz hinter Rheindorf über die Öffnungszeiten informiert. Rings um die Brücke hält der Förderverein die Wege in Ordnung und schneidet sie regelmäßig frei. „Wir haben vom Freudenthaler Sensenhammer Sensen bekommen“, erzählt Longerich, der die Handhabung noch von seinen Großeltern gelernt hat.
Feuermachen ist hier nahe der Bäume verboten. Trotzdem haben er und die anderen Freiwilligen mehrere Feuerstellen entdeckt. Nur der Verein hat die Genehmigung für drei Aktionen im Jahr: Osterfeuer, Mittsommer und Herbstzauber. Allerdings wird das Holz dann auf dem freien Uferstück südlich der Schiffsbrücke angezündet, und nur unter Aufsicht der Rheindofer Feuerwehr, erklärt Uwe Bertrams vom Förderverein Schiffsbrücke.