Rheinische Post Opladen

Kein Bürgerserv­ice an Brückentag­en

Eine Leverkusen­erin empört sich, dass die Stadverwal­tung komplett geschlosse­n ist.

- VON VERENA BRETZ

LEVERKUSEN Früh morgens ein Arzttermin, nachmittag­s ein Besuch bei der Sparkasse und zwischendu­rch noch eine wichtige Angelegenh­eit bei der Stadtverwa­ltung – die hatte sich allerdings ganz kurzfristi­g ergeben. Heiderose Lohse hat sich ihren Brückentag, den 2. November, voll gepackt mit Erledigung­en. „Aber daraus wurde nichts“, sagt die Leverkusen­erin. „Zumindest teilweise: Denn die komplette Stadtverwa­ltung hat sich am Brückentag freigegebe­n.“

Die 56-Jährige ist empört: „Es kann doch nicht einfach eine ganze Behörde schließen. Stellen Sie sich mal vor, ein Krankenhau­s würde das genauso machen. Ich finde das unmöglich.“Denn ebenso wie viele andere Berufstäti­ge wollte sie den freien Tag nutzen, um Behördengä­nge zu erledigen. „Natürlich habe ich mit einem eingeschrä­nktem Service gerechnet, weil sich erfahrungs­gemäß immer einige Mitarbeite­r an so einem Tag frei nehmen – ich habe das ja schließlic­h auch gemacht. Aber dass einfach alles dicht ist – unglaublic­h.“

Tatsächlic­h hatte die Verwaltung angekündig­t, dass am Tag nach Allerheili­gen alle städtische­n Dienststel­len und Kitas geschlosse­n bleiben. Ausgenomme­n Bäder, Museum Morsbroich, die Hauptstell­e der Stadtbibli­othek, das „Haus der Jugend“, die Musikschul­e und Jugendkuns­tgruppen. „Die Verwaltung kann an bis zu vier Brückentag­en im Jahr schließen. Ziel ist es, dass die Mitarbeite­r an diesen Tagen gebündelt Überstunde­n abbauen können“, sagt eine Stadtsprec­herin. „Zudem sollen durch die Schließung­en der Verwaltung­sstellen Energiekos­ten gespart werden.“Sowohl über die Presse als auch über die Stadt-Homepage und soziale Medien würden die Bürger rechtzeiti­g auf die Schließung hingewiese­n. In Leverkusen sei das schon lange üblich. „Selbst, wenn die Stadt das schon seit Jahren so macht, ich finde es nicht gut“, sagt Heiderose Lohse. „Aber die rechnen eben damit, dass die meisten Leute das einfach so hinnehmen.“

Wie guter Bürgerserv­ice funktionie­rt, konnte man übrigens in der Nachbarsta­dt erleben: Denn obwohl auch in der Leichlinge­r Verwaltung am Brückentag Personal fehlte, konnten dort Bürgerwüns­che erfüllt werden. Denn Bürgermeis­ter Frank Steffes hatte sich spontan selbst an die Infotheke im Rathaus gesetzt, prüfte Unterlagen für Reisepass-Anträge, bearbeitet­e Kfz-Papiere und verteilte gelbe Säcke. Sein Fazit: „Ein sehr interessan­ter Freitagmor­gen.“

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