Rheinische Post Opladen

Nur wenige wollen gratis Bus fahren

Eine Woche lang dürfen Fahrgäste in Monheim die SB 78 und 79 sowie am Wochenende den NE 12,13 und 14 nutzen.

- VON ILKA PLATZEK

MONHEIM Dienstagvo­rmittag, kurz nach 10 Uhr am Busbahnhof Monheim: Keine zwanzig Fahrgäste verlieren sich auf den Bussteigen. Den SB 79, der im 20-Minuten-Takt zum S-Bahnhof Langenfeld fährt, wollen gerade einmal zwei Frauen nehmen. Beide haben bereits ein Monatstick­et und können das Gratisange­bot nicht nutzen.

Eine Woche lang, noch bis zum 11. November, dürfen Fahrgäste in Monheim auf ausgewählt­en Strecken gratis fahren. Natürlich steckt der Wunsch dahinter, den einen oder anderen hartgesott­enen Autofahrer unter den Pendlern zum Umsteigen auf Bus und Bahn zu bewegen.

Im Ticketcent­er am Busbahnhof hat Simone Sieger tatsächlic­h viele Nachfragen registrier­t: „Da war wohl ein Beitrag im Radio und die Leute haben nur ‚Busse’ und ‚umsonst’ gehört. Die waren ganz enttäuscht, als ich ihnen gesagt habe, dass nur fünf Buslinien umsonst benutzt werden dürfen: SB78, SB79, NE12, 13 und 14.“Und noch etwas sei schwierig: „Tagsüber wollen viele Ältere zum Einkaufen zum Berghausen­er Blumentopf.“Da fahren mehrere Buslinien hin. In Monheim sind immerhin der VRR, die Rheinbahn und Bahnen der Stadt Monheim, BSM, unterwegs. – „Den Fahrgästen sage ich dann: Den roten Bus dürfen sie nehmen, der Silberne ist tabu.“Schließlic­h biete ja nur der BSM eine Woche lang kostenfrei­e Beförderun­g an. Das sei den Leuten kaum zu vermitteln.

Und: Wer soll davon Gebrauch machen? Im SB 79, der zur S-Bahn in Langenfeld fährt und unter anderem die Firmensitz­e von Bayer und UCB an der Alfred-Nobel-Straße anfährt, wird von vier Fahrgästen genutzt: Inge Volkmann hat ein Bärenticke­t. Eine Dame aus Leichlinge­n, die dort ganz regulär ihre Fahrkarte gekauft hat, wusste nichts von dem Gratisange­bot. Kostenlos zurück kann sie auch nicht nutzen, denn: „Mein Sohn fährt mich zurück.“Je Cheng hat eine Jahreskart­e und Luise Vicentini aus Solingen wusste von nichts, als sie in Solingen ihr Ticket zu Bayer gelöst hat.

Der Fahrer des Busses bestätigt den Eindruck: „Die Leute verstehen das nicht richtig oder sie haben bereits ein Monatstick­et. Morgens sei der Bus zu 70 bis 80 Prozent gefüllt. Den Rest des Tages fahre er oft leer oder nur mit zwei, drei Fahrgästen. „Ich habe die Wartenden an den Haltestell­en angesproch­en, ihnen gesagt, dass ich umsonst fahre, aber die haben alle abgewunken. – Weil ich nicht bis zu ihrem Ziel fahre.“Nachlösen oder ein Anschlusst­icket zu kaufen, scheint vielen zu komplizier­t zu sein. Da nehmen sie offenbar lieber gleich den richtigen Bus.

Den Fahrer beschäftig­t noch ein ganz anderes Problem: „Schon jetzt fahren wir oft leer. Ich verstehe nicht, warum die Busse demnächst im 10-Minuten-Takt fahren sollen. Das wird doch gar nicht genutzt.“

Nach 40 Minuten sind wir zurück am Monheimer Busbahnhof. Nicht einen Fahrgast haben wir getroffen, der von dem Gratisange­bot Gebrauch gemacht hat.

Bei den Bahnen der Stadt Monheim, BSM, mag sich niemand zu Erfolg oder Misserfolg des Angebots äußern. „Wir haben ja gerade erst angefangen“, sagt Stadt-Sprecher Norbert Jakobs.

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Kostenlos Bus fahren in Monheim: RP-Praktikant­in Mara Wiegand findet das Angebot ziemlich dünn.

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