Uebber soll Thyssen kontrollieren
Der aus Solingen stammende Daimler-Vorstand könnte Aufsichtsrats-Chef werden.
ESSEN (anh/rtr) Der scheidende Daimler-Finanzvorstand Bodo Uebber soll offenbar Aufsichtsratschef beim angeschlagenen Ruhrriesen Thyssenkrupp werden. Uebber solle zunächst in das Gremium berufen werden, um dann den Vorsitz zu übernehmen, so das „Handelsblatt“. Derzeit liefen Gespräche über Zeitplan und Details. Thyssenkrupp wollte sich nicht dazu äußerm. Uebber wird 2019 als Finanzchef bei Daimler aufhören. Er hat hingeworfen, nachdem sein Vorstandskollege Ola Källenius das Rennen um den Daimler-Chefposten gemacht hatte.
Thyssenkrupp ist seit Sommer in einer Führungskrise. Damals hatten erst Konzern-Chef Heinrich Hiesinger und dann Aufsichtsrats-Chef Ulrich Lehner das Handtuch geworfen. Die Suche nach einem externen Kandidaten für den Chefkontrolleur verlief vergeblich, mehrere Kandidaten sagten ab. Daraufhin übernahm der Bochumer Uni-Professor Bernhard Pellens das Ruder. Er ist aber schon so lange Aufsichtsrat, dass eine Verlängerung seiner Amtszeit mit den Grundsätzen guter Unternehmensführung (Corporate Governance) nicht zu vereinbaren wäre. Er war daher nur eine Übergangslösung. Auf Uebber warten nun große Baustellen: Thyssenkrupp will mit einer Aufspaltung aus der Krise kommen, verschreckte aber erst in der vergangenen Woche die Anleger mit neuen Hiobsbotschaften. Wegen einer drohenden Kartellstrafe musste der Konzern Rückstellungen bilden, die Aktie brach ein. Der Kurs ist seit Jahresanfang um 20 Prozent eingebrochen. Thyssenkrupp droht zum Übernahme-Kandidaten zu werden.
Bodo Uebber hat Erfahrung mit Krisen und Neustart: Bei Daimler war er Teil des Führungsteams, das den Konzern nach der missglückten Fusion mit Chrysler wieder in Form brachte. Und Uebber kommt aus der Region: Er wurde 1959 in Solingen geboren, wurde Wirtschaftsingenieur und arbeitete bei EADS und seit vielen Jahren bei Daimler.