Lehrer schreibt über ungeklärte Todesfälle
Wolfgang Wagner, Pensionär aus Hilden, thematisiert in seinen Geschichten gerne menschliche Abgründe.
HILDEN „Politik verändert sich so schnell. Mich interessieren die menschlichen Themen“, sagt Wolfgang Wagner (74): „Liebe, Rache, Hass und Schuld.“Hinzufügen ließen sich noch Mord, Missbrauch, Vergewaltigung, betrachtet man die bisherigen Werke des Hildeners.
Auch sein neuestes Werk „Das Leben ist ungereimt“handelt davon. Christian Eichenhagen, ein pensionierter Gymnasiallehrer, war in drei Jahrzehnten in drei ungeklärte Todesfälle verwickelt, entnimmt man dem Klappentext: Der Vater einer Schülerin verunglückt, später stirbt ihr Lebensgefährte an Herzversagen, und schließlich verunglückt ein ehemaliger Schüler, der den Lehrer zuvor erpresst hatte. Unfälle oder Morde?
Wolfgang Wagner bezeichnet sich selbst als Hobbyschriftsteller. Der pensionierte Lehrer hat früher Englisch und Französisch am Benrather Schlossgymnasium unterrichtet, aber in seiner Freizeit immer wieder kleinere Texte fabriziert: „Erst für die Schublade, dann kleine Texte für Freunde und Verwandte, die ich zu Weihnachten verschenkt habe“. Und später im Austausch mit Gleichgesinnten: Zusammen mit Jürgen Wilbert gründete er 1984 eine Lese- und Schreibwerkstatt an der Volkshochschule.
1990 entstand daraus der Literaturkreis „Umbruch“, der 2004 aus Mangel an Beteiligung aufgelöst wurde. „2008 bin ich in den Vorruhestand gegangen, und seitdem wage ich mich an größere Texte heran.“Erst war es eine Novelle: „Das Leben ist eine Halbinsel“. Dann legte er den Roman „Mathias, das Mädchen und das Meer“vor. Es folgten „Ein Bunker voller Lügen“, „So schöne blaue Augen“und jetzt „Das Leben ist ungereimt“.
„Der Dortmunder Arbeiterschriftsteller Max von der Grün hat Leuten, die schreiben wollten, empfohlen, über das zu schreiben, was sie kennen“, sagt Wagner. „Daran halte ich mich, deswegen kommen bei mir pensionierte Lehrer vor und Schauplätze, die ich kenne.“
Er schreibt relativ kurze, schnörkellose Texte. „Beschreiben kann ich nicht“, sagt er schlicht. „Meine Texte sind eher wie Drehbücher, sie bestehen überwiegend aus Dialogen und Szenen.“
Verlegt werden sie im Engelsdorfer Verlag, einem Selbstverlag, dem er nur den Druck, nicht das Komplett-Lektorat überträgt. Dieser Verlag hat um die 1000 Autoren unter Vertrag und nimmt nicht jeden, der sich für einen Schriftsteller hält. „Jeder Zehnte wird abgelehnt“, sagt Betreuerin Kerstin Rost vom Engelsdorfer Verlag. Sie bezeichnet Wagner als angenehmen, pflegeleichten Schriftsteller: „Er ist offen für Kritik und dankbar für Korrekturen und Änderungsvorschläge. Außerdem bestellt er relativ häufig Bücher nach.
Wagner ist eine Art Saisonarbeiter: „Ich schreibe meine Bücher gerne im Winter, da kann man draußen nicht so viel machen. Und ich setzte mich täglich hin und schreibe ein bis zwei DINA4-Seiten.“Das Konzept für einen Roman habe er fertig im Kopf, bevor er sich an den Schreibtisch setzt. Zwei Monate braucht er in etwa für ein Buch. Alle zwei Jahre erschient ein neues.
Warum er veröffentlicht? „Nur für die Schublade zu schreiben bringt mir nichts. Ich freue mich über jedes Feedback von Lesern“, sagt der bärtige Alt-Pauker. Bisher kamen diese überwiegend aus seinem persönlichen Umfeld. Auch Lesungen würde er gerne machen, aber bisher fehlt die Nachfrage. Vielleicht kommt sie ja noch.