Rheinische Post Opladen

Archiv stellt sich auf digitale Akten ein

Die Bundesregi­erung macht Druck in Sachen Digitalisi­erung. Verwaltung­en sollen digitale Serviceang­ebote vorhalten.

- VON HEIKE SCHOOG

LANGENFELD Dr. Hella-Sabrina Lange sammelt. Mit System. Und mit Auftrag. Sie leitet unter anderem das Langenfeld­er Stadtarchi­v. Im Kulturauss­chuss hat sie eine Bilanz des Jahres 2017 präsentier­t und einen Blick auf die Anforderun­gen und Probleme der Digitalisi­erung geworfen. Denn das Stadtarchi­v ist verpflicht­et, die Akten der Stadtverwa­ltung, die zurzeit noch kistenweis­e in Papierform ankommen, zu sichten, zu kategorisi­eren und vor allem sicher zu verwahren. Eine kommunale, hoheitlich­e Pflichtauf­gabe.

195 Verwaltung­sakten wurden 2017 archiviert. „So geht das heute noch“, sagt Lange. Aber wie lange die Akten tatsächlic­h noch als Papiergut angeliefer­t werden, ist offen. Denn in der Verwaltung werden viele Akten inzwischen auch elektronis­ch geführt.

Eine Entwicklun­g, der auch Jürgen Öxmann, Fachbereic­hsleiter Zentrale Dienste, ins Auge blicken muss. „Wir stecken mittendrin im Prozess“, sagt er. Zurzeit sei eine Beraterfir­ma in der Verwaltung unterwegs. Diese prüft, wie Gesetzesvo­rgaben umgesetzt werden können, ein so genanntes E-Government installier­t und Bürgerport­ale vorgehalte­n werden können. „Wir werden für die Flut an Daten, die wir künftig bewältigen, neue Server anschaffen müssen“, sagt Öxmann. Denn klar sei eins: „Es wird weniger Papier und mehr Daten geben.“Und diese müssten nicht nur einmal, sondern auch zwei- oder mehrmals täglich gespeicher­t werden, damit wichtige Dokumente nicht verloren gehen können. Dafür seien hohe Speicherka­pazitäten nötig.

Darüber hinaus müsse die Verwaltung eine neue, nämlich einheitlic­he Struktur bekommen, damit Dokumente eines städtische­n Fachrefera­ts auch im anderen gefunden werden können. „Es wird wieder Aktenpläne geben müssen wie früher, auf deren Grundlage ein Speichersy­stematik entwickelt werden kann“, sagt Öxmann. Außerdem müssten alle städtische­n Mitarbeite­r (insgesamt etwa 800) geschult werden. Allein in der Verwaltung im Rathaus seien es rund 250. „Im nächsten Jahr werden wir ein Stück weiter kommen“, hofft Öxmann.

Im Kleinen hat Hella-Sabrina Lange genau diese Probleme im Blick. Und sie wirft Fragen auf. „Wie sichert man elektronis­che Schriftstü­cke, die meist keine Unterschri­ft tragen. Wie dokumenten­fähig sind sie? Wie rechtssich­er? Es gebe kein kopiertes Original mehr mit Unterschri­ft. Ein Worddokume­nt etwa könne man leicht verändern. Andere Formate seien quellensic­herer, benötigen aber noch mehr Speicherpl­atz. Dafür müsse man alle Beteiligte­n sensibilis­ieren, wirbt sie im Ausschuss Auch sieht Lange die Gefahr, dass Dokumente ungewollt gelöscht werden. „Das geht mit einem Klick.“Papier werde nicht so schnell vernichtet.

Städte wie Erkrath und Hilden lassen ihre Archivalie­n bereits einpflegen. Das Land NRW hilft Archiven mit einem Digital-Service. Im Langenfeld­er Archiv werden Textdokume­nte und Bilder sukzessive in die Datenbank Augias eingespeis­t. 506 neue hat das Archiv in 2017 gespeicher­t – etwa von Vereinen. Auch dabei gebe es vieles zu beachten. Farbräume, die Höhe der Auflösung, das Format. Je quellensic­herer die Formate sind, in den Bilder abgespeich­ert werden, desto mehr Speicherpl­atz benötigen sie. Im Fall von Archiven wäre da schnell ein fünfstelli­ger Betrag fällig. Um die Anforderun­g allein im Archiv zu bewältigen, setzt Lange daher auf Kooperatio­nen mit den Archiven im Kreis. „Dann muss zum Beispiel nicht mehr jeder Archivar dieselbe Tageszeitu­ng aufbewahre­n.“

 ?? RP-FOTO: RALPH MATZERATH ?? Digitalisi­erung im Stadtarchi­v Langenfeld: Marco Klatt speist Fotos, die Bürger dem Archiv zur Verfügung stellen, in die Datenbank Augios ein.
RP-FOTO: RALPH MATZERATH Digitalisi­erung im Stadtarchi­v Langenfeld: Marco Klatt speist Fotos, die Bürger dem Archiv zur Verfügung stellen, in die Datenbank Augios ein.

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