Chancen für den Wohnungsbau
Es ist gut, wenn die Bauminister aller Bundesländer gemeinsam nach Lösungen für die Wohnungsbaumisere suchen. Auf der Sitzung der Ressortchefs Ende Oktober in
Kiel gab es viele gute Ansatzpunkte, wie beispielsweise die Forderung nach Digitalisierung in der Bauleitplanung und Bauaufsicht, Bürokratieabbau bei Genehmigungen sowie einer stärkeren Angleichung der Bauordnungen in den Ländern. Die sind eindeutig in der Pflicht, die Harmonisierung der Landesbauordnungen voranzutreiben. Schließlich kann es nicht sein, dass in einem Bundesland genehmigte System-Wohngebäude in anderen Ländern erst aufwändige Prüfverfahren durchlaufen müssen. Damit einhergehen soll die Reduzierung der Baunormen und Richtlinien auf ein Mindestmaß, um die Kosten deutlich zu senken. Die Niederlande machen uns das schon seit Jahren vor und halten damit ihre Baukosten in Schach, während hierzulande hohe Steigerungen von bis zu 40 Prozent seit dem Jahr 2000 bittere Realität sind. Die Ideen der Bauminister gehen noch weiter. Sie wollen den mehrgeschossigen Wohnungsbau im Umland von Zentren forcieren sowie Anreize für Investoren schaffen, Altbestände zu recyceln, statt auf der grünen Wiese neu zu bauen. Auch die Absicht des Bundes, wieder selber Wohnungen für eigene Mitarbeiter zu bauen, ist ein politisches Signal. Wenn bezahlbarer Wohnraum knapp bleibt, birgt das gesellschaftspolitischen Sprengstoff. Und klar ist auch, dass man den nicht mit populistischen Vorschlägen aus dem Bundesjustizministerium entschärfen kann.
Thomas Schüttken Der Autor ist Geschäftsführer der Böcker-Wohnimmobilien GmbH.