KLASSIKER
Siegfried Lenz: „Das Vorbild“
Was für eine schöne Neu-Ausgabe eines Romans, der zeitgeschichtlich aktuell geblieben ist: Es geht um 1968, dargestellt an einem scheinbar kleinen Vorgang: Drei Pädagogen treffen sich, um in Zeiten fehlender Vorbilder ein neues Lesebuchkonzept zu beraten. Daraus wird eine deutsche Wertedebatte.
Hoffmann & Campe, 544 Seiten, 44 Euro
So etwas gibt es nur in England: Da reist einer um die Welt, weil er über Holz schreiben möchte. Es gibt in diesem im Original bereits 2007 erschienenen Klassiker des Nature Writing unglaublich schöne Landschaftsbeschreibungen aus Frankreich, Kasachstan und Australien. Und am Ende weiß man alles über Bäume.
Matthes & Seitz, 440 Seiten, 38 Euro
Neuübersetzung eines 45 Jahre alten Romans über Rassismus, Polizeigewalt, das Gerichtswesen und den Strafvollzug in den USA – vielleicht aktueller denn je. Der 22-jährige Fonny wird eingesperrt, seine Freundin Tish kämpf draußen um seine Freilassung. Hat er sich schuldig gemacht, oder sitzt er ein, weil er schwarz ist? Das ist die Frage.
dtv, 224 Seiten, 20 Euro
Fontane war weit über 70, als er Effi Briest schrieb, die längste Zeit seines Lebens hat er als Journalist sein Geld verdient. Auch diese Texte sind bemerkenswert – vor allem seine Theaterkritiken. Die sprühen vor Witz und Scharfsinn und zeichnen analytisch genau den Wandel auf den Berliner Bühnen Ende des 19. Jahrhunderts nach.
Aufbau, 240 Seiten, 24 Euro
Mal ehrlich, Sie sind oft genug daran vorbeigegangen. Der brillante Konflikt zwischen Siggi Jepsen und seinem Vater ist der urdeutsche Konflikt; es existiert kein klügeres Buch über diese Zeit. 50 Jahre alt ist die Deutschstunde 2018 geworden. In Zeiten, in denen Widerstand fehlt, macht sie aufmerksam.
Hoffmann und Campe, 592 Seiten, 25 Euro