Kirschenzeit mit den 17 Hippies
Die Berliner Band 17 Hippies kommt mit ihrem neuen Album „Kirschenzeit“am 21. Januar in Kölner Gloria. „Unsere Welt ändert sich gerade so extrem und radikal. Das war vor einigen Jahren für die Menschen so nicht vorstellbar. Normalerweise haben sie bei so extremen Situationen gewartet, bis sich alles wieder regelt. Das ist jetzt nicht mehr so. Deshalb müssen wir gerade jetzt Haltung bewahren. Uns erinnert die aktuelle Zeit an die Situation im Umfeld der Französischen Revolution in Paris. In Frankreich steht „Kirschenzeit“(Le Temps des cerises) sinnbildlich für Aufbruch. Auch damals gab es Fragen wie Mi- gration, die Zukunft der Arbeit oder die Gentrifizierung der Städte, die uns heute wieder beschäftigen. Die Barrikadenaufstände der Pariser Kommune von 1871 wollten die Welt verändern. Aber es hat nicht so geklappt, wie man sich das vorgestellt hatte. Man muss in so einer Situation aber seinen Optimismus bewahren und weiter dafür kämpfen, wofür man steht. Das zeigen auf unserem Cover die Boxhandschuhe an den Kirschenstilen. Es ist wichtig, aktiv zu werden und Haltung zu zeigen“, sagt Christopher Blenkinsop von den 17 Hippies. Der Zusammenhalt in der Band ist für ihn sehr zentral: „Das ist das Beste, was uns allen je passiert ist und wurde von uns auch nie in Frage gestellt. Wir werden uns auch in Zukunft den Herausforderungen und Veränderungen stellen.“Und Veränderungen gab es bei den Berlinern immer wieder: „Anfangs stand bei uns eine Pappschachtel auf dem Tisch, das war unsere Bandkasse. Heute haben wir ein Label und einen Verlag gegründet. Die Verteilung der Einnahmen erfolgt nach einem Punktesystem. Dazu gekommen ist im Laufe der Jahre das Vertrauen, der Leute, die weniger entscheiden. Früher hatten wir alle paar Wochen Sitzungen, bei denen wir uns die Köpfe heißgeredet hatten. Heute gibt es einmal im Jahr eine Gesellschafterversammlung.“Auf Köln freut sich Blenkinsop schon: „Wir werden auch bei diesem Konzert wieder improvisieren, so dass kein Auftritt dem anderen gleicht. Das hängt auch immer vom jeweiligen Publikum ab. In Köln ist das sehr speziell – die Menschen haben dort eine klare und starke Identität.“
Stephan Eppinger