Zebrasteak aus der Tiefkühltruhe
Beim Discounter Netto gibt es in dieser Woche Exotisches. Viele Kunden regen sich im Internet darüber auf. Doch der Naturschutzorganisation WWF zufolge kommt es auf Herkunft und Art des Fleisches an.
DÜSSELDORF Zebrafleisch gilt als saftig, zart und besonders fettarm: eine Delikatesse für probierfreudige Gourmets. Und in dieser Woche kann sich jeder einmal daran versuchen. Beim Lebensmitteldiscounter Netto gibt es als Aktionsangebot kurz vor Weihnachten tiefgekühlte Zebrasteaks. Das stößt bei vielen Kunden allerdings auf Kritik. Bei Facebook erklärt ein Nutzer, er werde nie wieder ein Geschäft der Kette betreten, ein anderer kritisiert, dass das Fleisch von vom Aussterben bedrohten Tieren nicht im Supermarkt verkauft werden dürfe. „Es kommt aber darauf an, wo die Tiere herkommen“, sagt Roland Gramling von der Naturschutzorganisation World Wildlife Fund (WWF). Zwar seien zwei von drei Zebra-Arten vom Aussterben bedroht, das Steppenzebra jedoch nicht.
Das Fleisch aus dem Netto-Tiefkühlregal stammt von der französischen Firma Damien de Jong, die nach eigener Auskunft neben traditionellem europäischen Wildfleisch auch exotische Produkte wie Lamafleisch anbietet. Hinweise auf die genaue Herkunft des Fleischs finden sich weder auf der Verpackung noch auf der Internetseite des Unternehmens. Auf eine entsprechende Anfrage reagierte die Firma bis Dienstagabend nicht.
Auch der Onlinehandel exotic-kitchen.de hat neben heimischen Fleischsorten Exotisches im Angebot, etwa vom Zebra, Krokodil oder Känguru. „Der Geschmack des dunkelroten Kängurufleisches ist dezent bis angenehm würzig“, heißt es dazu beispielsweise. Inhaber Gunter Gellert verweist auf Anfrage auf das internationale Cites-Artenschutzübereinkommen, das den Handel mit gefährdeten Tierarten regelt. Demzufolge darf nicht mit Fleisch gehandelt werden, das von vom Aussterben bedrohten Tierarten stammt. Das von ihm angebotene Zebrafleisch stamme aus Südafrika. Dort lebten die Tiere in freier Wildbahn und würden – ähnlich wie Wildschweine oder Rehwild hier – auf Jagden erlegt. Darauf verweist auch ein Satz auf der Verpackung des Netto-Steaks: „Auf mögliche Rückstände von Geschossteilen achten.“Insgesamt, so Gellert, gelte für alle exotischen Fleischsorten: „Nicht Cites-konformes Fleisch bekommt man als Händler legal überhaupt nicht in die EU.“
Der WWF kritisiert aber noch etwas ganz Anderes: „Es gibt ein ausreichendes Wild-Angebot in Europa, da muss das nicht per Flugzeug aus Afrika transportiert werden“, so Gramling. Doch in der Gastronomie sind exotische Fleischsorten Händler Gellert zufolge gefragt. Strauß sei inzwischen schon ein „recht allgemeines
Fleisch“, Känguru werde vor allem in australischen Restaurants serviert, und Krokodil sei auf chinesischen Buffets beliebt. Sowohl Känguru- als auch Straußenfleisch konnte man in den vergangenen Jahren aber auch immer mal wieder in der Tiefkühltheke im Supermarkt finden.
Insgesamt, so der Händler, sei die Nachfrage nach exotischem Wild bei Privatleuten in Deutschland im Gegensatz zu klassischen Sorten wie Rind oder Wild minimal. 50 Kilogramm Zebra, schätzt Gellert, verkauft er pro Jahr. Seit 2009 betreibt er seinen Onlineshop auch für Privatkäufer. Ähnlich sehe es bei anderen exotischen Sorten aus. „Die Nachfrage steigt zwar zur Grillsaison und vor Weihnachten und Ostern, bleibt aber auf überschaubarem Niveau“, sagt Gellert. Er glaubt nicht, dass sich das exotische Fleisch auf Dauer im Supermarkt etablieren kann.
Wir haben das Zebrasteak vom Discounter probiert: Ein Video davon finden Sie unter www.rp-online.de/zebrasteak